Hallo zusammen,
vielleicht interessiert euch auch die Meinung einer Person die noch nie bei einem extra Slalomlauf teilgenommen und noch nicht einmal live zugesehen hat, oder vielleicht ist es gerade deswegen aufschlussreich.
Vor vielen Jahren hatte ein mir völlig unbekannter Motorsportverein einen Slalomlauf auf einem Supermarktparkplatz ausgeführt. In einer Lokalzeitung wurde ein kleiner Hinweis darauf gegeben, leider konnte ich an dem Tag erst später und dann war dort niemand mehr. Der Verein hatte keine Webseite, auch später habe ich leider nichts mehr davon in Zeitungen gelesen und im Telefonbuch stand auch nichts verzeichnet.
Meine Meinung bzw Beobachtungen, die wohl nicht auf alle zu beziehen ist:
a) Es fehlt Medienpräsenz.
Dies liegt zum großen Teil an den Veranstaltern. Die Lokalzeitungen veröffentlichen bestimmt gern den Termin / eine kostenlose Info und selbst wenn am Wochenende kein Reporter vorbeischauen möchte, kann man den Zeitungen einen Bericht und Bilder zur Verfügung stellen. Einen Versuch sollte es zumindest Wert sein. Im Internet kann man auch sehr gut so etwas veröffentlichen, z.B. bei
www.openpr.de
In den Supermärkten bzw Geschäften und besonders Autohäusern und Zubehörhändlern kann man auch kostenlos Werbung veröffentlichen, die Kosten für Fotokopien sind nicht hoch und lassen sich durch Werbung auf den Flyern o.ä. auch gegen Null drücken. Selbst im Internet / über Google findet man nicht leicht aktuelle Termine, oder nur unvollständige. Die meisten (autointeressierten) Leute wissen auch gar nicht genau was ein Slalomrennen ist. Das Hütchenwerfen kennt man meist nur von Autotests.
Eine größere Verbreitung bei Autotreffen wäre bestimmt auch hilfreich. Wenn dort jeder einmal unbürokratisch Rennluft schnuppern kann (AUCH ALS BEIFAHRER) oder einfach nur mal etwas gezeigt und erklärt bekommt wird es auch bekannter. Genau so sind Beschleunigungsrennen groß geworden, bis auf das Ford Treffen in Landgraaf und Veranstaltungen auf dem Flugplatz Bitburg ist mir das beim Slalomsport leider nicht bekannt.
In der Sendung DMotor auf DMax ist bestimmt auch noch Sendezeit für einen Bericht übrig. Außerdem erwischt man da die passende Zielgruppe.
Die Zeitschrift Sport Auto ist dafür auch gut.
Der jährlich von denen veranstaltete TunerGP mit der mindestens ebenso spektakulären Driftchallenge könnte man mit einem Slalomrennen auch noch ergänzen. Zumindest hätte der Tag dort für mich noch wesentlich länger gehen können. Dem Veranstalter sollte es nicht mehr kosten, die Zuschauer sind eh schon da, die Strecke auch und an Fahrzeugen sollte es auch nicht mangeln. Nebenbei könnten die Tuner und Fahrer auch mal zeigen das diese zu mehr taugen als "nur" im Kreis oder quer zu fahren.
b) Vereinsauftritt:
Die meisten von mir gesichteten Motorsportclubseiten sind sehr vernachlässigt. Dort stehen teils uralte "anstehende Termine" (im Jahr 2007 mit zukünftigen Terminen von 2004, trotz einem aktiven Verein), man erhält nur wenige Informationen wo die Vereine genau aktiv sind, kaum Bilder von Fahrzeugen und zumindest scheint es so als würde sich dort höchstens zu den Versammlungen getroffen, aber z.B. nicht zusammen geschraubt o.ä.
Von der Programmierung / dem Design sind diese meist auch sehr schlampig gestaltet, teils funktionieren nicht mal die Weblinks oder die Seiten sind mit PopUps voll Werbung verunstaltet. Manche Seiten hätte ein 14 Jahre alter Hauptschüler mit Frontpage besser hin bekommen, diese wirken nicht sehr seriös, sorry.
Bisher habe ich auf den Vereinsseiten nie eine Information gefunden was mit den Clubbeiträgen überhaupt gemacht wird, welche Nachwuchsförderung stattfindet oder ob es überhaupt welche gibt. Stattdessen wird einem die scheinbar sehr wichtige Satzung vor die Nase gepappt, inhaltlich mit Regeln und Strafen um sich geschlagen und der Kassenwart und die Präsidenten im Rentenalter und in Schlips und Anzug (statt Helm und Rennstrampler) feiern sich selbst. Scheinbar gibt es mehr Bilder von Medaillenverleihungen zur 25-jährigen Clubmitgliedschaft, als Berichte vom (gemeinsamen) Aufbau eines Rennfahrzeugs oder dessen Einsatz.
Auch in einem Verein muss es doch nicht immer staubtrocken zugehen.
Vielleicht habe ich aber auch bloß eine falsche Erwartung von einem Motorsportclub
Ich möchte keinen Club ankreiden, daher nenne ich keine Namen und ich hoffe es wird so verstanden wie es gemeint ist - als konstruktive Kritik.
c) Interessante Veranstaltungen
Es fehlt an Show für die Zuschauer, das ist deren Action. Darum sind z.B. Dragsterrennen bzw selbst simple Viertelmeilenrennen und vor allem Driftrennen für viele live vor Ort Zuschauer interessant. Dort findet man einzelne Fahrzeuge, die als Publikumsmagnet wirken. Eindrucksvoll sieht man es bei dem E34 M5 von V.S. Motor, der Veranstaltungen wie Gatebil / Rudskogen weltweit bekannt gemacht hat. Wer es dennoch nicht kennt:
http://www.youtube.com/watch?v=p8gChRI95do
Genau sowas gibt es mit Fahrzeugen wie den Judd, dem Cosworth von Gabat usw beim Bergrennen. Truck Grand Prix Lkw sind auch nicht die schnellsten, aber spektakulär. Zudem sieht man dort, bei Dragsterrennen etc. die Fahrzeuge im direkten Kampf, beim Slalom gibt es das leider nicht.
Dafür gibt es aber beim Slalom eine wirksame Klasse: Freestyle! Man muss es nur auskosten. Das gestern von mir hier zufällig entdeckte Bild des echten Mini mit Hondamotor hat auch bei Freunden von mir Anklang gefunden und die sind eigentlich nicht besonders motorsportinteressiert.
Vielleicht könnte man (nach dem offiziellen Rennen) auch Mitfahrten anbieten. Diese könnte man auch z.B. für 2,-€/Los verkaufen und den Erlös einem guten Zweck für die Region spenden. Als Nebeneffekt würde man auch schneller in den Medien genannt werden. Zumindest mich würde eine Mitfahrt interessieren und es scheint ja auch welche zu geben die dies anbieten würden.
Bei Autohäusern könnte man auch einmal anklopfen, bei Neueröffnungen, Vorstellung von neuen Modellen oder Firmenfeiern könnte man Fahrzeuge ausstellen und vielleich auch das Fahrzeug und den Slalomsport vorstellen. Selbst wenn die geladenen Gäste nicht beim Slalom aktiv werden, vielleicht schauen sie aber mal zu, bringen den Sohnemann mit und der wird infiziert und ein aktiver Motorsportler und tritt dem Verein bei. Wenn man dann beim Autohaus schon auf einer Ausstellung ist hat man auch schon mal einen Fuß in der Tür, vielleicht kann das ein zukünftiger Sponsor werden oder mit günstigeren Ersatzteilpreisen aushelfen?
d) Aufregende Fahrzeuge:
Leider ist es ziemlich eintönig, zumindest was ich bisher mitbekommen habe. Ja, der E30 ist ein tolles Auto und schön dazu...aber geht beim Reglement nichts anderes? E30, C Kadett, Polo II... *gähn*
Alles mit Turbo oder Kompressor wird abgestraft, Diesel wird man mangels geeigneter Klassen (mit Ausnahme der GK) wohl auch nicht sehen und viele andere interessante Fahrzeuge werden durch die Reglements leider auch ausgesperrt. Überlegt doch mal welche Fahrzeuge ihr gern sehen möchtet. Ich fände es spannend z.B. Fahrzeuge der Luxusklasse wedeln zu sehen. E32 gegen W126 o.ä., oder Uno Turbo gegen Charade Gtti....oder einfach nur typisch veränderte Golf II GTI gegen Kadett E GSI und Escort RS2000, die auf der Straße beliebte Fahrzeuge waren, bei dem Reglement aber unbedeutend sind.
e) Hindernisse beim Einstieg:
Durch ein ungünstiges Reglement werden die Kosten hochgetrieben, die potenziellen Neulinge vergrault. Seit 2004 schaue ich mir jedes Jahr die Reglements an und bin nach tagelangem studieren dessen frustriert und möchte in die Tischkante beissen. Dank diesem Forum und Google habe ich die Reglements überhaupt mal zur Einsicht gefunden, auf der Webseite des DMSB bin ich wohl zu blöd die Regularien für die F-2005 etc. zu finden, oder die steht dort wirklich nicht. Meint der DMSB die potenziellen Einsteiger würden jedes Jahr für 20 Euro das Handbuch kaufen, bevor diese aktiv teilnehmen und ein passendes Auto haben?
Irgendwelcher Nonsenz wird (natürlich ohne Begründung) geändert, wie z.B. der offene Luftfilter.
Aus mir unerfindlichen Gründen darf ich mir mit einem offenen Jethelm die Visage neu gestalten lassen, aber mein im öffentlichen Straßenverkehr zugelassener Integralhelm ist bei manchen Autosportarten verboten?
Sollte ein Käfig Pflicht werden ist es eh vorbei, es sei denn mir erklärt jemand den Sinn bei einem momentan von mir bevorzugten Fahrzeug von serienmäßiger Fahrzeughöhe unter 1,20m, der ab Werk mit sehr schmalen Reifen, Überrollbügel und zahlreichen Verstrebungen ausgerüstet ist...für den es höchsten einen Käfig als teure Einzelanfertigung gibt. Sehr sinnvoll, wenn man als Neuling ein mal einen Slalom ausprobieren will.
Aber das sind wohl noch nicht genug Hindernisse, der Sport soll ja exklusiv bleiben. Da möchte man schon mit einem ziemlich chancenlosen 30 Jahre altem Oldtimer antreten (der aber wenigstens eine Abwechslung wäre) und muss dann lesen das solche gar nicht in der Gruppe G erwünscht/erlaubt sind (Höchstalter 20J bzw Stichtag)? Sorry, ich kann mir leider keinen 200PS Civic Type-R oder S2000 oder ähnliche Gefährte extra für Slalomrennen leisten...und finde es auch nicht sehr interessant.
Warum es keine Tageslizenzen mehr gibt muss ich dann wohl auch nicht mehr verstehen. Beim DMSB komme ich mir als interessierter Neuling leider unerwünscht vor, bin ich damit alleine?
f)
Im Gegensatz zu früher ist es (zumindest in meiner Gegend) auch nicht mehr so einfach sich ein altes Auto umzubauen, den für lau oder wenig Geld in einer Scheune bzw. auf irgendeinem Gelände unterzustellen und als Hobby Rennen zu fahren.
C Coupe, 2002 turbo und andere heckgetriebene günstige Spaßmacher sind schon länger nicht mehr günstig. Als Alternative fällt mir nur der E30 ein, in ein paar Jahren wird auch damit Schluss sein und was bleibt den Einsteigern dann? Zumindest für mich ist ein Frontkratzer nichts.
Die Hilfsbereitschaft untereinander war wahrscheinlich auch schon einmal besser. In meiner frühen Jugend haben wir uns noch (selbstverständlich kostenlos) gegenseitig aus dem Acker gezogen, die Karren in Nachtarbeit wieder fahrtauglich gemacht und Teile die eh nur verstaubten an dankbare Kumpel verschenkt. So wie ich es mitbekomme wird man heute bei einem Abflug eher ausgelacht, stehen gelassen und zur Werkstatt verwiesen.
Im Osten, Süden bzw sehr ländlichen Gegenden scheint mir die Gemeinschaft noch erheblich besser zu sein, hier tief im Westen ist mir es leider meist negativ aufgefallen.
Wer die Kosten der bekannteren angeblichen "Breitenmotorsport"arten sieht ist üblich eh abgeschreckt und informiert sich evtl. erst gar nicht über die anderen Sportarten. 1.000€ pro Rennen als Startgebühr ohne einen einzigen Meter gefahren bzw angereist zu sein (VLN) finde zumindest ich nicht so sehr "Motorsport für Jedermann"...und genau diesen Ruf hat der u.a. Motorsport leider.
Die Beobachtungen sind natürlich nicht allgemeingültig, aber vielleicht bewegt es den ein oder anderen zum nachdenken und er erkennt sich in dem ein oder anderem Punkt wieder oder es ist ihm auch aufgefallen.
Bemerkenswerterweise sind viele Seiten von einzelnen Motorsportlern wesentlich engagierter. Ohne EWO, den Videomann und besonders aufregende Fahrzeuge wie den EWO E30, ein C Coupe und andere Fahrzeuge des Rennslalomcups, sowie Paradiesvögel wie das W123 Coupe (?) im Slide durch die Pylonen wäre mir der Slalomsport nicht so prägnant in Erinnerung geblieben.
Ich hoffe nun ist mir keiner böse, aber ich bin nur einer von vielen der z.B. aufgeladene Knallbüchsen, Judd betriebene BMW und generell Bergrennen spannender findet, aber Dank Politikern in NRW dazu keine Chance hat.
Natürlich wird sich nicht alles umsetzen lassen, aber daraus lässt sich bestimmt das ein oder andere entwickeln.
Gruß
Andreas