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Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Mi Jan 13, 2010 15:44
von Erich
Seit einiger Zeit dringen vom Auspuffkrümmer an meinem SLK ungewohnte Laute an das Fahrerohr.
Und weil es wetterbedingt endlich einmal etwas ruhiger ist, wollte ich die Geräusche endlich abstellen.
Schnell den Krümmer abgebaut, die fehlerhafte Stelle wurde sichtbar: eine schlampige Schweißnaht am Krümmerflansch.
Als ich mir das Rohrgebilde etwas näher ansah, bin ich fast vom Stuhl gefallen.
Ich wäre am liebsten nach Stuttgart gefahren und hätte es dem Verantwortlichen in der Konstruktionsabteilung um die Ohren geschlagen.
Das Ding sieht aus, als hätte es irgendein Pfuscher in der hinteren Mongolei entworfen und gebaut
Da wird mal eben das dünne 40 mm-Röhrchen auf den halben Querschnitt zusammengequetscht, weil es sonst anderen Bauteilen im Motorraum im Weg wäre.
An der Zusammenführung der Hosenrohre sind beide ebenfalls derart zusammengedrückt, dass man grade mal zwei Finger hineinbekommt.
Und da sollen dann die Abgase eines 2.3 -Liter Kompressormotors durch?
Der Serienkrümmer eines Kia Picanto mit 1000 ccm und 60 PS ist strömungsgünstiger und hat mehr Querschnitt.
Jetzt wundert mich auch nicht mehr, dass von den nominellen 193 PS nix zu spüren ist

Ich war immer der Meinung, dass bei dem Stuttgarter Hightech-Autokonzern mit weltweitem Führungsanspruch hochbezahlte Spezialisten am Werk sind, die etwas von Ihrem Fach verstehen.
Manchmal holt einen die Realität doch ein


- SLK-Krümmer.JPG (196.2 KiB) 7101 mal betrachtet
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Mi Jan 13, 2010 15:59
von Negra
Wenn das Rohr wirklich nur zusammengequetscht ist ändert sich der Querschnitt nicht so drastisch, 40er Rohr 10mm gequetscht entspricht einer Querschnittsverkleinerung von lediglich ca. 8%.
Was viel schlimmer ist, dass die Rohrkrümmer von 230K Modellen wirklich nicht von bester Qualität sind. Oftmals reißen sie auch oben gleich am Auslass wo die Rohre mit dem Flansch verschweißt sind!
Und zur Leistung... Naja, so schlecht find ich die nicht, man darf halt nicht erwarten dass sie extrem drehfreudig sind, aber ansonsten... Ich glaube das Problem ist eher das Gewicht der Autos, so ein "kleiner" SLK ist halt mit dem tollen Klappdach und sonstigen Rafinessen auch kein wirkliches Leichtgewicht.
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Mi Jan 13, 2010 16:56
von Erich
Das dumme ist, dass das Röhrchen wie man sieht, etwas mehr als nur 10 mm zusammengequetscht ist.
Danach wird es wieder breit und anschließend richtig eng. Aber nur an dem einen Rohr.
Am zweiten wird es nur einmal eng.
Und was an einer einer solchen Stelle mit dem Abgasstrom passiert, ist bildlich gesehen ungefähr dasselbe wie eine Autobahnbaustelle, an der 3 Spuren in 2
zusammengeführt werden.
Ich hole gleich erst einmal die WIG-Maschine aus der Ecke und verpasse dem Teil ein paar anständige Nähte.
Mit 1325 kg ist der SLK etwa so schwer wie ein Golf 2.0 TDI. An der Ampel lässt der Golf den Daimler stehen. Das liegt aber auch an der
Rührschüssel-Schaltung. Bis man da vom 1. in den 2. Gang geschaltet hat, kann man "Rührschüsselschaltung" laut und deutlich ausgesprochen haben.
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Mi Jan 13, 2010 18:27
von Negra
Man bedenke dass ein Golf 2,0 TDI 170PS und monstermäßig viel Drehmoment haben kann...
Mit der Rührschüssel hast du recht, vorausgesetzt sie ist mit großen Nüssen gefüllt

Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Mi Jan 13, 2010 19:50
von Erich
Ich meinte eigentlich TDI mit 140 PS. Gegen den mit 170 PS braucht man gar nicht erst antreten, da wird man eher ausgelacht.
So ein Kompressor ist mit 260 Nm aber auch nicht grade schlapp.
Gut, der TDI hat knapp 60 Nm mehr, dafür macht er auch bei etwas über 4000 Umdrehungen zu.
Da fängt der Benz grade erst richtig an zu laufen.
Egal, Hauptsache, das Dach geht auf, wenn es soll.
So, Krümmer ist geschweißt, sicherheitshalber die restlichen Nähte auch.
Morgen wird der Flansch geplant, anschließend kommt er wieder dran und ist dann hoffentlich still

Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Mi Jan 13, 2010 20:06
von EWO
Erich hat geschrieben: ....Das liegt aber auch an der
Rührschüssel-Schaltung. Bis man da vom 1. in den 2. Gang geschaltet hat, kann man "Rührschüsselschaltung" laut und deutlich ausgesprochen haben.
na ja, MB konnte noch nie schön bedienbare Schaltgetriebe bauen. Sie sind ja meist für die Ewigkeit gemacht, aber schnell schalten... nun denn, da hat das uralte Schaltgetriebe eines Polo 1 mehr gekonnt. Ich erinnere mich noch gern an die "Versuche": Da kannst du dir vornehmen so schnell zu schalten das man das kaum mit den AUgen verfolgen kann, aber da knackt und knirscht nix. Einfach genial.
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Do Jan 14, 2010 20:05
von Christoph
Das mit den zusammengequetschten Rohren ist aber generell nichts Ungewöhnliches. Das sieht man schon des Öfteren mal.
Heutzutage nicht mehr gequetscht sondern IHU (Innen-Hochdruckumgeformt). Fasst alle Cabrio und viele Coupe haben Diagonalstreben und da sind dann die AGA's im Weg.
Viel übler finde ich noch die "Konstruktion" an 4-Matic-Vorderachsen. Da muss ja jetzt ne Antriebswelle hin, ups da ist die Feder im Weg! Naja ziehen wir die Feder etwas auseinander und stecken die Antriebswelle durch. Die einen nennen es Ingenieursmässige Kreativität, die anderen Pfusch!
Gruß Christoph
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Do Jan 14, 2010 22:56
von hanky
Negra hat geschrieben:Man bedenke dass ein Golf 2,0 TDI 170PS und monstermäßig viel Drehmoment haben kann...
Mit der Rührschüssel hast du recht, vorausgesetzt sie ist mit großen Nüssen gefüllt

Da hat doch nicht jemand Rührschüsselfieber

Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Do Jan 14, 2010 23:08
von EckigesAuge
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Fr Jan 15, 2010 15:41
von Erich
Das hat auch sicher niemend erwartet.
Du bist ja erst am Zuge, wenn man auf Auspuffrohre verzichten kann, die Abgase in Elektronen, Positronen und so´n ähnliches Gedöns umformt und einfach ins All rausbeamt
(Euro 111-Norm)

Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Fr Jan 15, 2010 21:44
von EckigesAuge
Da bin ich gerade an einem Projekt beteiligt.

Einfach noch ein wenig Geduld haben.
Erich, was machst du jetzt? Vergleich vor/nach Modifikation aufm Prüfstand und die Rechnung an Daimler schicken?

Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Sa Jan 16, 2010 12:01
von Erich
Nee, ich verkaufe das Teil jetzt irgendwann einmal.
Er wird in zwei Wochen 10 Jahre alt, und ich kann ja schlecht das älteste Auto von allen fahren
Wenn ich den Krümmer eher gesehen hätte, dann hätte ich wohl einen selbst gebaut und wäre mal vorher/nachher auf die Rolle gefahren.
Platz ist ja genug an der Stelle, deshalb verstehen ich nicht, warum man da so einen Müll einbaut.
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Sa Jan 16, 2010 13:29
von EckigesAuge
Möglicherweise ist dies auch gar nicht auf deutsche Ingenieurskunst und deutsche Konstruktion zurückzuführen, sondern auf fehlerhaften / schlechten Zusammenbau in Osteuropa oder sonstwo. Und eine schlechte Qualitätskontrolle in Deutschland.
Oder auch anders: Bewußter Engpass um den Motor zu drosseln, damit AMG noch was schönes rausbringen kann.
Bei VAG und vielen anderen gibts ja auch Motoren mit identischer Block/Kopf-Konstruktion aber mit verschiedenen Leistungen...
Wie auch immer: Qualität sieht anders aus. Gewollt auch.
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Do Jan 21, 2010 08:53
von Thorsten Brüggemann
EckigesAuge hat geschrieben:
Bei VAG und vielen anderen gibts ja auch Motoren mit identischer Block/Kopf-Konstruktion aber mit verschiedenen Leistungen...
zum Beispiel????
Re: Deutsche Ingenieurskunst?
Verfasst: Do Jan 21, 2010 09:54
von EckigesAuge
Keine Ahnung wie der Motor heißt. 2000 sowas gab es einen TDI-Motor, der mit 90 und 110PS ausgeliefert wurde - je nach Markt. So meine ich mich zu erinnern. Und das ist sicherlich nicht der einzige Motor, wo das so ist. Mein Kommilitone hat den Chip wechseln lassen und ist dann mit der 110PS- Version gefahren. Sogar sparsamer als mit der gedrosselten Version.