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Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mo Nov 10, 2014 17:43
von MartinGSI
Hallo zusammen.
Ich frage mich wie stark baut den ein reifen ab, wenn er unangefahren korrekt gelagert wird.
Rechtlich ist es ja so das ein reifen 24 Monate nach Produktion noch als neu gilt. Erst danach ist er "alt".
Klar ist das bei Semi´s sicher etwas anders. Aber wie groß ist der unterschied.
Hintergrund meiner frage ist, ich wollt mir eigentlich für die Hinterachse Toyo in gg holen. Habe nun aber SG von 2010 angeboten bekommen (sind kw 11/2010) also knapp 5 jahre alt. Wenn ich nen "neuen" bestell kann dar aber auch bis zu 2 jahre alt sein. das heist mein "Risiko" sind die 3 Jahre.
Ist nach 3 jahren ein sg immer noch weicher als ein gg oder gar härter.
Habe leider mit sowas bisher nicht wirklich Erfahrung sammeln können. Hatte ganz am anfang 4 1/2 jahre alte toyo gg, die waren mir etwas zu hart. ich weis aber nicht obs am alter oder an der Mischung lag!
Aber antworten sollen jetzt gar nicht speziell zu dem toyo sein, sondern eher grundlegender Natur. Vielleicht gibt's ja gründe die grundlegend gegen "ältere" reifen sprechen. Oder gar Argumente dafür?
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mo Nov 10, 2014 17:57
von EWO
Es gibt Hersteller die schaffen es ihre Weichmacher genial chemisch stabil zu binden, und damit auch alterungsunempfindlich zu gestalten, andere altern egal bei welcher Lagerung recht schnell. Du wirst mit einer allgemeinen Antwort dazu nichts anfangen können.
Nur tatsächliche Erfahrung von Nutzern konkreter Reifen hilft dir hier weiter.
Einen Bridgestone Semi oder Slick zum Beispiel habeneinzelne Nutzer schon mit 8 Jahren noch zum Sieg nutzen können.
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mo Nov 10, 2014 18:17
von buGGi
Die Frage lässt sich ohne tiefe Kenntnisse in Sachen Reifenherstellung, Polymerchemie, Elastomerkunde und noch mal die Kombination aus diesen 3 Punkten, nicht beantworten. Die Aussage "korrekt lagern" ist auch so eine Sache...korrekt lagern kannst du es wohl nur in einem Labor

.
Nur ein Entwickler oder vielleicht einer aus dem Verkauf eines Reifenherstellern, könnte dir eine geeignete Antwort geben die eine gute Näherung sein kann.
Selbst wenn du 2x den gleichen Reifen hast, sind sie doch nicht gleich.
Es gibt zuviele unbekannte Faktoren, sodass allerhöchstens Daumenwerte angegeben werden "können". Diese basieren dann wiederrum auf Erfahrungswerten, ob die dann aber so genau sind, das sei mal dahin gestellt.
Ich hoffe ich konnte dir zumindest mal erläutern, wie schwer deine Frage zu beantworten ist

.
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mo Nov 10, 2014 19:04
von MartinGSI
Dann frage ich mal so, hat denn jemand mit diesem "Problem" schon Erfahrungen? Wenn ja, welcher Natur?
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Di Nov 11, 2014 09:22
von Sportfahrer
Moin ,
ich gebe einfach mal meinen Senf dazu.
Unumstritten ist, das alle Reifen sich im Laufe der Zeit verändern. Im Rennkartbereich haben wir sogar eine positive Entwicklung durch Alterung bei einer Reifensorte sicher feststellen können. Diese Reifen waren zunächst so weich bzw. frisch, das sie im Laufe eines Turns selbst bei sachgemäßer Behandlung zerstört wurden.
Im Folgejahr waren diese Reifen aus der selben Lieferung des Vorjahres dann super schnell und hielten durch.
Im Automobilslalom haben wir keine Erfahrungen mit der Überwinterung eines Reifensatzes machen können, da wir am Jahresende im Rahmen der Welfen-Racing-Days alles vernichten was noch da ist
Zur Lagerung würde ich sagen , kühl trocken und dunkel , am Besten in Folie gewickelt und mit einer lichtunduchlässigen Plane abdecken.
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Di Nov 11, 2014 15:19
von EWO
Sportfahrer hat geschrieben:
Zur Lagerung würde ich sagen , kühl trocken und dunkel , am Besten in Folie gewickelt und mit einer lichtunduchlässigen Plane abdecken.
Das wäre optimal, um das was natürlich flüchtig ist zu minimieren. Mehr kann man da wohl nicht vertretbar machen.
Dann noch liegend (wenn lose, bzw. stehend wenn montiert).
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Di Nov 11, 2014 19:11
von buGGi
EWO hat geschrieben:Sportfahrer hat geschrieben:
Zur Lagerung würde ich sagen , kühl trocken und dunkel , am Besten in Folie gewickelt und mit einer lichtunduchlässigen Plane abdecken.
Das wäre optimal, um das was natürlich flüchtig ist zu minimieren. Mehr kann man da wohl nicht vertretbar machen.
Dann noch liegend (wenn lose, bzw. stehend wenn montiert).
Was ich noch empfehlen kann:
Die Reifen dürfen/sollten keinen direkten Kontakt zum kalten Boden haben, z.B. Beton.
Elastomere (Gummi) mögen keine zu tiefen Temperaturen, wenn es also den Reifen zu kühl wird, dann werden die fester & spröder. Das gefällt dem Reifen gar nicht.
Die Reifen sollten unterhalb der Raumtemperatur und auf jeden Fall über 0°C gelagert werden. So ca. 15°C sollen optimal sein.
Ebenfalls sollte die Luftfeuchte nicht zu hoch sein, da sonst Wasser an den Reifen kondensieren kann. Auch sollten Öle, Fette und andere Lösemittel keinen Kontakt mit dem Reifen haben, da dadurch der Reifen schwer beschädigt werden kann.
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mi Nov 12, 2014 09:57
von EWO
Ach ja, im Titel steht noch "...vs Mischungen".
Eine weiche Mischung hat mehr Weichmacher altert also ungleich schneller.
Ähnlich wie Team Tute aus dem Kartsport schon eine Erfahrung berichtet hat.
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mi Nov 12, 2014 11:33
von Roawdy
Ähämm,
Felgen"bäume" mit Planenabdeckung gibbet für 10€ fast überall.....ich denke doch, dass ihr eure angefahrenen Reifen nicht getrennt von den Rädern lagert

.
Grß Kalle
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mi Nov 12, 2014 11:56
von Japanese
wir fahren ja Heute im Slalomsport neu Slicks gar nicht mehr richtig an - und irgendwie funktioniert das dann doch.
1988 hab ich in Hockenheim vor dem letzten Lauf mit meinem 205er GTI nochmals nagelneue Dunlops montiert ( gleiche Mischung wie immer ), da ein Mitstreiter "sehr schnell" unterwegs war. Ich bin dann auch vom Start weg "auf und davon" gefahren, war schon ca. 10 sec. vor dem Zweiten. Der Veranstalter wollte uns was Gutes tun und hat die Rundenzahl von 20 auf 30 erhöht. Ab Mitte des Rennens wars dann soweit: wie auf Schmierseife bin ich rumgerutscht - absolut macht- und wehrlos. Trotz des vorher großen Vorsprungs bin ich dann 3. oder 4. geworden.
Damit will ich verdeutlichen, wie wichtig es ist, einen neuen Rennreifen gut anzufahren - und zwar richtig: ohne extreme Belastung einmal gut auf Temperatur bringen und dann Ruhe gönnen, also richtig abkühlen lassen. Das ist der Effekt wie von Dirk mit den Karträdern beschrieben - sie werden "stabiler" ohne die Grundweichheit zu verlieren.
Wie Ecki schon richtig schrieb - je weicher die Mischung, desto schneller verflüchtigen sich die Weichmacher. Das kenne ich ganz besonders von den "Goodyears". Eine z.B. 650er Mischung = mittlere Rundstreckenmischung, kann man auch nach einem Jahr noch ganz gut fahren ( ich rede jetzt von Slalom und natürlich noch genügend Gummi drauf ). Eine 095er Mischung = sehr weich, ist nächstes Jahr "unfahrbar" - der Reifen ist wie "verglast" und baut nicht wirklich Grip auf.
Das ist natürlich kein spezielles Goodyear-Problem, aber von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich stark ausgeprägt.
Und obwohl es so "Manche" nicht hörenwollen: richtig angewendet minimiert ein sogenannter "Softener" dieses Problem erheblich - der Reifen wird zwar dadurch nicht mehr neu, kann aber noch eine Weile gut funktionieren - also die Lebens- und Nutzungsdauer tatsächlich verlängern. Nur - irgendwann ist halt Schluß.
Ein "alter - aber neuer" Reifen wird wohl unbedingt gut angefahren werden müßen - und dann mal sehen, ob Softener sinnvoll ist.
Puh - reicht für Heute
Grüße
Dieter - Japanese
ach ja - wie Buggi schon schrieb reagieren die Gummis auf Untergrund: niemals längere Zeit auf Holz stehen lassen!! Der Reifen "backt" sich richtig fest damit.
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mi Nov 12, 2014 13:45
von Erich
Dieter, denk bei deinen Ausführungen auch daran, dass in den vergangenen 30 Jahren die Reifenproduzenten einige technische Fortschritte gemacht haben.
Damals musste man auch Motoren noch seeeehhhr vorsichtig einfahren, heute wäre eine solche Prozedur weitgehend unsinnig.
Wenn ich einen neuen Reifen bekomme, bringe ich ihn zunächst einmal auf Betriebstemperatur, dann lasse ich ihn mindestens über Nacht ausruhen.
Meine letzten Dunlop Slicks haben so die 3. Saison durchgehalten und waren erst dann schlagartig am Ende, als der Verschleißanzeiger knapp unter 1 mm an der schlechtesten Stelle zeigte. Bei den Avon sieht es genau so aus. Ein Satz Dunlop-Regenreifen ist jetzt schon 6 Jahre alt und lässt sich immer noch sehr gut fahren, nur bei tiefem Wasser nicht mehr.
Meine Kumho-Sporttreifen sind jetzt schon 4 Jahre alt, funktionieren immer noch richtig gut und werden einfach nicht blank.
Über den Winter kommen alle Reifen immer in den Keller, aber ich habe sie nie in Folie eingepackt. Das schadet sicher nicht, aber ob es auch etwas bringt, darüber streiten sich die Gelehrten.
Ich bin und bleibe zu faul dazu, es sind ja auch mittlerweile etwa 12 Radsätze für die verschiedenen Autos einzulagern....

Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mi Nov 12, 2014 14:01
von Reinhard Stoldt
Erich hat geschrieben: aber ich habe sie nie in Folie eingepackt. Das schadet sicher nicht, aber ob es auch etwas bringt, darüber streiten sich die Gelehrten.
ich habe letztens einen im Fahrerlager rumfahren gesehen, der hatte tatsächlich vergessen, die Reifen wieder auszupacken. Das hätte vielleicht schaden können wenn eine kräftige Bremsung nötig gewesen wäre.

Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mi Nov 12, 2014 14:18
von Japanese
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Mi Nov 12, 2014 16:13
von MartinGSI
Also ich versuche für mich mal ein kleines Fazit aus den Fachbeiträgen zu ziehen.
Direk Müll sollte ein 4 jahre alter reifen nicht sein, aber besser wird er mit dem alter sicher nicht.
Das wäre dann soagar das was ich gehofft hatte. ich hoffe ich hab das jetzt richtig zusammen gefasst!
Re: Reifenalter vs. mischungen
Verfasst: Do Nov 13, 2014 09:19
von Sportfahrer
Moin,
die Handhabung und der Gebrauch von alten Reifen ist aus meiner Sicht immer individuell zu betrachten.
Wir hatten Beiträge die Richtung Rundstrecke gingen mit mehreren Runden. Wenn ich es auf Slalom reduziere, sprechen wir über kurze Sprints.
Wenn ich nun bei einer Veranstaltung auf Gegner in Augenhöhe treffe und das Ergebnis ist für mich wichtig, dann brauche ich über gebrauchte ältere Reifen nicht nachdenken. Sollte es in der Abrechnung wirklich um Zehntel Sekunden gehen ( was oftmals leider selten der Fall ist), werde ich mit alten Reifen nicht weit kommen.
Ich behaupte sogar, dass wenn ich einen nagelneuen supersoft Slick anfahre , dann habe ich damit schon mein Pulver verschossen. Diese Reifen haben ihr Highlight in den ersten Runden und bauen dann ab. Das sind unsere Erfahrungen dazu , aber ich lasse mich da wirklich gern belehren.
Um nicht falsch verstanden zu werden , mir ist schon klar, dass der Reifensektor eine kostenintensive Abteilung ist, aber es geht ja hier darum wie ein alter Reifen einzuschätzen ist.
PS : Bei uns hält ein Reifensatz auf der Vorderachse ca 3-5 Veranstaltungen, dann ist er "tot"