So, hier mein ganz persönlicher, ausführlicher bericht zur honda cr-z slalom challenge 2011:
Bereits bei der Begehung der Strecke fällt auf: wow, die ist anspruchsvoll. Gut für mich, da werden so einige Pylonen mitnehmen. Ich gehe die Strecke 4 mal ab und fahre sie 3 mal mit dem Roller ab. Vorbereitung muss sein! Ich starte als Nummer 49, meine Startzeit ist ca. 10:45 Uhr für den Ersten von zwei Läufen. Nur der bessere Lauf wird gezählt. Ich schaue auf die Starterliste und wundere mich. Wonach ist die Sortiert? Mein Vater schaut ebenfalls drauf und sagt etwas, wie ich später feststellen muss, sehr bedeutungsschwangeres: "Wieso sind die jeweils bestqualifizierten nicht nah aneinander oder in einer Startgruppe? So haben wir das bereits zu Drachenfliegerzeiten gemacht, damit möglichst gleichwertige Bedingungen gegeben sind". Oh, wie wahr, wie wahr. Ich schaue mir die Teilnehmer von oben an, auch einmal seitlich vom Zaun. Einige Fahren schnelle Zeiten, allerdings schmeißen auch viele Pylonen. Bei 1:24er Zeiten wird ausgiebig geklatscht, es scheint bereits das nahe Limit zu sein. Kaum einer fährt unter 1:24, fehlerfrei schon gar nicht. Meine Startzeit rückt näher, so langsam steigt die Anspannung. Es gibt große Zeitunterschiede - kann es sein, dass die Fahrer da tatsächlich SO gut sind? Das wird sich gleich zeigen -
denke ich
Als ich mich zum Vorstart begebe und den Helm anziehe, kann ich es kaum fassen. Es fängt langsam an zu tröpfeln, dann zu Regnen! Nein, nein, nein, das darf nicht wahr sein! Die 47 Startet bereits unter sichtbar nasser Strecke. Die 48 Folgt. Jetzt bin ich dran. Die Gedanken kreisen in meinem Kopf, ich kann es nicht fassen. Der Lauf selbst ist dann vernünftig. Eine 1,26 hoch mit einem ziemlich rutschigen auto auf einer tierisch rutschigen strecke. Der Sprecher spricht bereits von einer Regenwertung. Die nächsten 2 Starter, die noch auf nasser Strecke starten müssen, sind wie die vorigen 2 mehr als 3-5 Sekunden langsamer als ich. Herr Mansfeld spricht von ca. 2 Sekunden zeitverlust auf die Trockenwertung, ich denke da an deutlich mehr, schätze auf 3-4, fange aber an zu grübeln, ob das sein kann! Bin ich etwa glatt zu langsam???
Naja, was auch immer,
let the drama begin:
Ich erfahre, dass es keine Regenwertung geben wird. Die Diskussionen beginnen. Warum wird es keine Regenwertung geben? "Zu wenig Starter sind im nassen gestartet, das war halt pech. Aber du hast ja noch eine Chance" ; o-ton rennleiter. Oh ja, die Sache mit den Drachenfliegern. Nochmals kann ich es kaum fassen. Hier die Gründe zum Anfang vom Ende:
1. 5 Min später hat es wieder Aufgehört, die Sonne schien! Das war deutlich absehbar, jeder wusste das. Man konnte es am Himmel sehen. Man hätte (auch nach Zeitplan!) locker eine 10-Minütige Pause einlegen können. Die strecke brauchte nur 10 minuten um wieder abzutrocknen!!!!
2. Ich war aus mehreren Gründen dadurch
deutlich und
weitaus mehr benachteiligt als von der Rennleitung heruntergespielt, zu den ( - fatalen! dazu später mehr - ) Gründen:
a) Ich wusste für den zweiten Versuch nicht das herrschende Trockengripniveau und das Limit der Strecke UND des Autos!
b) Ich wusste nicht, wie dicht ich an den Zeiten der " "profis" " dran bin. Was bedeutet, dass ich nicht wusste wie viel Risiko ich gehen muss. Alles oder nichts oder nur 95%?
---> Das wird, wie später erklärt, der wichtigste Punkt!!!!!
c) Mir wurde das Stechen weggenommen. Selbst bei schlechtem zweiten Lauf wäre es zum stechen zwischen trocken- und regenwertung gekommen, bei dem es dann fairerweise ums auto gegangen wäre.
--> Das Reglement wurde eindeutig nur in eine Richtung ausgelegt: die schlechte.
d) Ich hatte dementsprechend schlichtweg und simpel nur EINEN statt zwei versuche. Das ist eine nur halb so hohe chance, alles richtig zu machen und das Auto zu gewinnen, mal ganz nebenbei gesagt!!!
Erschwerend dazu kamen mehrere sachen, zum Beispiel hatte ich mit meinem guten kumpel Conti gesprochen (Constantin Dressler, Polo Cup Champion '07), der ein wirklich guter Fahrer ist und meinte er hätte auch schon mal teilgenommen und da wären so schnelle jungs gewesen, das könne ich vergessen und ich solle nur zum spaß anreisen.
Wie gesagt, bis zum zweiten Lauf hatte ich ja keinen vergleich...
... und der kommt jetzt:
Für den zweiten Lauf dachte ich wissen zu müssen: Alles oder nichts. Volles risiko +1. Eigentlich hast du keine Chance mehr, tret die Karre bis zum Himmel und schau was bei raus kommt. 115%! Ja, wer konnte das denn ahnen.
Direkt nach dem Start war schon alles vorbei (zumindest für die Rennleitung): Ein leichtes krachen vom ersten in den zweiten. Leise, aber hörbar. Gottverdammt, ich musste halt alles geben. Soweit, so gut, das Reglement ist eindeutig. Es wurde untereinander bei der Rennleitung diskutiert. Aber jetzt erst mal zur weiteren Runde. Das Auto läuft gut, für mich sehr einfach zu fahren, gut abgestimmt. Ich fahre am relativen Limit, in der zweiten Runde am vollen Limit (der kurs wird zweimal befahren). Die zwischenzeit nach der ersten Runde liegt exakt auf dem Niveau der besten 3. In der zweiten Runde kenne ich dann das gripniveau des Autos und der Strecke. Ich fahre exakt eine Sekunde heraus, eine Sekunde abstand zum zweiten.
1:20,16. Die Zuschauer klatschen, raunen, der Sprecher fragt sich wie das möglich ist. Bis dann verkündet wird, das die Rennleitung nach längerer diskussion eine 3 Sekunden zeitstrafe verhängt für einen krachenden Gangwechsel. Keine der
1:20,hoch Zeiten der Konkurrenz wäre ohne Pylonenfehler+Schneiden auch möglich gewesen. Mein lauf war fehlerfrei. Hätte ich das Auto im trockenen auf der Strecke gekannt, wäre locker eine
1:19,mitte-hoch möglich gewesen, wie man auch anhand der zwischenzeit plus zweiter Runde sehen kann. Was bedeutet: das alles wäre gar nicht nötig gewesen. Der keine zeit bringende, etwas zu schnelle schaltvorgang: absolut unnötig. Das hohe risiko? absolut unnötig. Ich beklage mich nicht über den zweiten Lauf, das Reglement ist absolut eindeutig. War es aber eigentlich auch im ersten lauf. Und da habe ich ein großes Problem mit. Dort habe ich das Auto verloren, nicht im zweiten Lauf. Tendenziell hätte die Zeit wohl bereits im ersten Lauf fürs Auto gereicht, so wie es aussieht. Ein backup run? Wäre umso besser gewesen. Der rest ist geschichte, üble geschichte. Für mich ganz persönlich. Ich werde etwas brauchen, um das abzuhaken.
Als
deutlich schnellster mit fehlerfreiem lauf (vom, wie gesagt, nicht zeitbringenden schaltvorgang einmal abgesehen - aber keine pylone, nicht mein stil! ) nach hause zu reisen? Gibt mir irgendwie so gar nichts. Das auto hätte ich grade deutlich dringender gebraucht, so weit wie ich im minus stehe, kurz vorm studium+wohnung und ohne auto
Jeder kann sich seinen teil denken. Die Rennleitung und der Veranstalter haben sich wohl ihren teil gedacht, mich noch mal im besonderen erwähnt, mit aufs podium geholt, einen trostpreis überreicht und in der pressemitteilung drüber geschrieben. Vielleicht war sich da auch nicht jeder so ganz über die Entscheidungen im klaren...
Anyway, nächstes Jahr? Naja, ganz ehrlich, mal gucken.