Am vergangenen Wochenende waren wir wie angekündigt auf dem Nürburgring, jedoch mit 5 und nicht nur mit drei Fahrern. ÄÄÄÄhhh… 4 Fahrer und eine Fahrerin, um es ganz genau zu nehmen.
Entgegen der Wettervorhersage war es am Sonntag bis zum Formel 1-Start trocken und teilweise auch sonnig bei ca. 14 Grad.
Wir hatten die Strecke über ein Stunde fast allein für uns, erst kurz vor Mittag stellten sich noch ein paar andere Fahrzeuge ein.
Also ideale Bedingungen, um den Federal bis an seine Grenzen zu bringen. Alle Runden wurden eher rennuntypisch mit Beifahrer absolviert, um durch das höhere Gewicht die Reifen noch mehr zu fordern.
Nach zwei Aufwärmrunden ging es dann richtig zur Sache: BMW 120i mit 225/40R18 auf 8 Zoll-Felgen, gegen Ibiza FR mit 205/45R16 auf 7 Zoll. BMW mit KW Streetcomfort, Ibiza mit KW-Slalomfahrwerk in unveränderter Oschersleben- Einstellung.
Schnell stellte sich heraus, dass ein Slalomfahrwerk kein Rundstreckenfahrwerk ist. Das KW Streetcomfort hatte ja bereits seine Nordschleifen-Tauglichkeit unter Beweis gestellt, die Grand-Prix-Strecke stellt dagegen völlig andere Anforderungen. Doch auch hier funktioniert das Auto unerwartet gut: in den zahlreichen schnellen Kehren konnte man den BMW regelrecht vorantreiben und sehr früh aufs Gas gehen. Selbst provozierte Drifteinlagen bei hohen Geschwindigkeiten waren gut zu beherrschen, der Grenzbereich enorm weit gesteckt. Die NGK-Schikane ging voll, aber nur, weil der BMW mangels Motorleistung nicht schnell genug wurde. Ideallinie, Randsteine überfliegen? Welche Randsteine? Nix gemerkt! Die breiten 18-Zöller waren niemals überfordert. Ich wünschte mir mehr Sturz auf der Vorderachse, um das deutlich vorhandene Untersteuern verringern zu können. Dummerweise lässt sich da nix einstellen. Und natürlich mehr Leistung. Mit 150 PS ist der 120er doch seeeehhhr müde

. Rundenzeiten: 4 von 5 Fahrern fuhren präzise wie ein Uhrwerk 2:46 Minuten mit 2bis 3 Zehntel Abweichung nach oben oder unten.
Interessant war der direkte Vergleich mit zahlreichen anderen, in der Regel sehr leistungsstarken Fahrzeugen. Wir lieferten uns mit einigen Fahrern (darunter auch diverse BMW bis zum M3, Honda S2000, Mercedes 190 Evo, Golf GTI…) regelrechte Rennen, natürlich nicht „letzte Rille“ sondern mit der gebotenen Rücksicht. In schnellen Kurven war der BMW nur schwer zu schlagen und konnte aufgrund des hohen Gripniveaus ständig überholen oder bereits vor den Kurven die Konkurrenz ausbremsen. Auf den Graden danach dann das Gegenteil, da wurde der 1er gnadenlos verblasen. Bis zur nächsten oder übernächsten Kurve, da klebte er oft schon wieder an der Stoßstange des Vordermannes.
Nach insgesamt ca. 40 schnellen Runden hatten die Vorderräder etwa 2 mm Profil verloren, hinten war es ca. 1 mm. Man kann hochrechnen, wie lange die Reifen halten werden. Ein Ergebnis, das insgesamt sehr zufriedenstellend ist.
Mit dem Ibiza sah das ganze etwas anders aus. Die Fahrleistungen waren erwartungsgemäß dem BMW durch das erheblich bessere Drehmoment und das 7-Gang DSG-Getriebe deutlich überlegen

. Beim Beschleunigen aus den Kurven zog der Ibiza davon, konnte die nächste Kurve auch etwas später anbremsen, aber nach der Kurve war der BMW wieder dran

. Warum? Die schmalen 205er Reifen kamen auf der stressigen Rundstrecke anders als im Slalom schneller in den Grenzbereich. Der Wagen untersteuerte mit der Zeit etwas stärker und verhinderte dadurch die BMW-typischen Kurvengeschwindigkeiten. Dadurch konnte man in der Kurve erst sehr spät aufs Gas gehen.
Das gnadenlose Räubern über die Randsteine mochte der Ibiza auch nicht besonders. Es stellte sich immer öfter heraus, dass das Slalomfahrwerk kein Rundstreckenfahrwerk ist. Die NGK-Schikane musste aus fast 200 km/h deutlich angebremst werden, denn die Curbs schlugen brutal durch und verhinderten eine schnelle Linie.
So kam es wie es kommen musste: Patrick wollte die Bestzeit markieren und provozierte einen Ausfall. Nach einem kräftigen Satz über einen Randstein meldete der Ibiza „I mog nimmer!“, schaltete selbständig den Warnblinker ein und den Motor ab
Was war passiert? Der böse Schlag vom Fahrwerk meldete dem Crash-Sensor: Unfall! (Er war wohl nach dem Bitburger Einschlag ein wenig ängstlich geworden….) - und beendete die schnelle Runde

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Der Motor ließ sich zwar wieder starten, aber die Servolenkung wollte nicht mehr. Erst musste der Diagnose-Computer angeschlossen und dem Ibiza mitgeteilt werden: war kein Unfall, mach doch bitte weiter! (Steuergerät zurücksetzen, Fehler löschen. Mal sehen, wie oft das noch geht…)
Die Rundenzeiten im Ibiza: gleichmäßig nur 6 Sekunden schneller als der BMW, aber der BMW macht mehr Spaß.
Die Reifen vorne sahen erwartungsgemäß auch entsprechend aus: der Frontkratzer hatte volle 3 mm weggebrannt, hinten dagegen fast nix.
Insgesamt empfiehlt sich der Federal auch für solche Fahrten im Grenzbereich. Die Lebensdauer dürfte erheblich größer sein als bei „normalen“ Straßenreifen. Diese hätte vermutlich schon sehr zeitig aufgegeben und den Riesenspaß, den wir alle hatten, frühzeitig beendet.
Punkt 14 Uhr saßen wir dann alle in der Langstrecken – Bar, DAS Rennen anschauen. Ihr könnte euch vorstellen, was da los war, als Vettel Weltmeister wurde
Kleiner Tip: der Highway-Burger ist richtig lecker und man muss hart kämpfen, um die Portion zu vernichten.