Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
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Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Auch auf die Gefahr hin, daß nicht Jeder eine Freud mit dem hat, was ich hier schreibe, werde ich jetzt einmal ganz schonungslos ein paar Dinge aufrollen bzw. die Aufmerksamkeit verstärkt auf ein paar Dinge richten, die es absolut verdienen, beachtet zu werden. Denn ich denke: Mit der Art und Weise, wie sich der Rallyesport in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, haben auch nicht Alle eine Freude.
Um gleich einmal zur Sache zu kommen: Der Trend beim Rallyesport ist gemeinhin in die Richtung gegangen, daß immer mehr Abstriche und Qualitätsverluste hingenommen werden mußten, bei vielen verschiedenen Dingen. Angefangen bei der Länge vieler Rallyes, der Streckencharakteristik, dem Grad an Action, Spannung und Überraschungen, der Abwechslung bei den Strecken und Fahrzeugen, bis hin zur allgemeinen Perspektive für talentierte, vor Allem jüngere Fahrer. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber es sind eben nur Ausnahmen. Entsprechend wenige Sport-Talente schaffen es ganz nach Oben, und entsprechend glanzlos und ohne viel Strahlkraft ist auch das gesamte sportliche Geschehen (nicht nur, aber auch wegen dem).
Für mich ist das schon ein ganz klarer Beweis dafür, daß sich der Sport in die ganz eindeutig falsche Richtung bewegt. Umso unverständlicher für mich, daß auch jetzt noch, trotz der ganzen Negativ-Bewegungen (von denen man ja faktisch wirklich sprechen muß), der Kurs energisch verteidigt wird, der diese Negativ-Bewegungen maßgeblich herbeigeführt hat. Und – auch das ist zu beobachten, immer wieder: Jeder, der es wagt, diesen Kurs auch nur zu hinterfragen (vom Kritisieren – auch sachlich und zurückhaltend – rede ich dabei noch gar nicht) – wird zum Realitätsfremden, zum Dummkopf, ja sogar zum Asozialen abgestempelt.
Ohne aber überhaupt erst das ideologische, populistische Fach antasten zu wollen: Es ist doch so, daß uns (also Allen, denen etwas am Rallyesport liegt) immer wieder versprochen wurde, daß es das Beste für uns Alle wäre, wenn sich der Rallyesport dem „Zeitgeist“ anpaßt, was in diesem Fall heißt: Verkürzungen der Rallyes (ausgehend von der Weltmeisterschaft als zentraler Handlungsort) würden die Vermarktung, die Popularität des Rallyesports, das Interesse der Wirtschaft und Gesellschaft am Sport entscheidend voranbringen. Und daß das für alle Beteiligte gut und nur vorteilhaft wäre. Und was ist tatsächlich geschehen? Die Werksbeteiligung in der Weltmeisterschaft ist nicht gestiegen, sondern auf einem Niedrigstlevel. Die Zahl der insgesamt aktuell FIA-homologierten Wagen gegenüber früher noch viel mehr. Die Favoriten unter den Fahrern und Wagen um Siege und Titel sind nicht mehr, sondern weniger geworden. Und das stark. Rallye interessiert insgesamt immer weniger Menschen, keine Rede von einem verstärkten Rückhalt seitens Privatfirmen und Politik. Offenbar auch ist der Sport auch für immer weniger Sparten ein profitabler Absatz-Zweig. Und auch in einem immer geringeren Maße.
Für mich sieht ein konkreter, glaubwürdiger Erfolgsbeweis anders aus. Wenn Ihr mich fragt.
Versteht mich nicht falsch: Auch für mich ist es logisch, ja eigentlich selbstverständlich, daß Rallyesport mit der Zeit geht. Daß er technischen und wirtschaftlichen Änderungen, den Bedürfnissen der Gesellschaft, die nicht immer gleich sind, Rechnung trägt. Aber es sollten die Änderungs- und Nachbesserungs-Maßnahmen, so weit es möglich ist, einen Sinn haben. Sie sollten logisch durchdacht sein. Und sich nicht von irgendwelchen abstrakten Hypes, irgendwelchen Doktrinen leiten lassen.
Aber jetzt kommt das eigentliche Entscheidende: Irgendwer muß von diesem System, den Rallyesport immer mehr zu einer Spielwiese für Privilegierte, für Platzhirschen, für Monopolisten zu reduzieren und den fairen Wettbewerb zurückzudrängen, ja auch profitieren. Und wer kann das sonst sein, außer diese besagten Privilegierten, Platzhirschen und Monopolisten? Denkt nur an Dinge wie den Reifen-Ausrüster, der das Exklusiv-Recht hat, die Top-Teams in der WM zu versorgen, denkt an die ganzen Einheitsteile, die dann oft oder meist (oder sogar ausschließlich???) von ein und dem selben Produzenten kommen, der entsprechend frei seinen Preis gestalten kann und eher nach Oben als nach Unten lizitieren wird. Von wegen „Kostenbremse“…Vorteile für die breite Basis…
Man kann hier noch Vieles nennen, wo sichtbar wird, daß die Geldflüsse einseitig in eine bestimmte Richtung gehen, ansonsten der Sport aber für immer weniger Wirtschaftszweige eine interessante Einkommensquelle ist. Klar, durch weniger benutzte Strecken sinkt der finanzielle Aufwand, hinsichtlich der Instandsetzung, der beauftragten Funktionärsprofis, und was weiß ich. Aber daran haben wiederum auch Andere verdient. So ist das eben in der Wirtschaft: Damit man etwas verdienen kann, muß man auch etwas ausgeben. Alles Andere ist Raubrittertum. In früheren Jahren war es ja auch möglich, aus fairem Einsatz Gewinn zu schöpfen. Und den insgesamt auf mehr Unternehmen zu verteilen.
Kurz gesagt: Diejenigen, die eh schon eine Menge besitzen, bereichern sich heute in einem noch höheren Maß als früher, den eh schon Minder-Reichen bis Armen wird es noch schwerer gemacht, zu verdienen. Wenn nicht so gut wie Alle davon kräftig draufzahlen. Kräftiger als früher. Auch ist es so, daß man weniger stark durch reale sachliche Leistung, sondern viel mehr durch taktische Tricks zu Erfolg kommt. Und die schafft Einer, der nicht so reich ist, nicht so leicht wie Einer, dem das Großkapital in die Wiege gelegt wurde.
Und jetzt frage ich Euch: Ist das in Euren Augen ein Trend, der Fortschrittlichkeit repräsentiert? Haltet Ihr das für eine Basis, auf die man für eine gute Zukunft bauen kann (egal, welche Aspekte man berücksichtigt)? Kann man so etwas als wertvolle geistige Errungenschaft betrachten?
Wie gesagt: Einen Nutzwert hat es sicher. Auch in Bangladesh oder Äthiopien ist nicht Jeder arm, sagt man.
Um gleich einmal zur Sache zu kommen: Der Trend beim Rallyesport ist gemeinhin in die Richtung gegangen, daß immer mehr Abstriche und Qualitätsverluste hingenommen werden mußten, bei vielen verschiedenen Dingen. Angefangen bei der Länge vieler Rallyes, der Streckencharakteristik, dem Grad an Action, Spannung und Überraschungen, der Abwechslung bei den Strecken und Fahrzeugen, bis hin zur allgemeinen Perspektive für talentierte, vor Allem jüngere Fahrer. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber es sind eben nur Ausnahmen. Entsprechend wenige Sport-Talente schaffen es ganz nach Oben, und entsprechend glanzlos und ohne viel Strahlkraft ist auch das gesamte sportliche Geschehen (nicht nur, aber auch wegen dem).
Für mich ist das schon ein ganz klarer Beweis dafür, daß sich der Sport in die ganz eindeutig falsche Richtung bewegt. Umso unverständlicher für mich, daß auch jetzt noch, trotz der ganzen Negativ-Bewegungen (von denen man ja faktisch wirklich sprechen muß), der Kurs energisch verteidigt wird, der diese Negativ-Bewegungen maßgeblich herbeigeführt hat. Und – auch das ist zu beobachten, immer wieder: Jeder, der es wagt, diesen Kurs auch nur zu hinterfragen (vom Kritisieren – auch sachlich und zurückhaltend – rede ich dabei noch gar nicht) – wird zum Realitätsfremden, zum Dummkopf, ja sogar zum Asozialen abgestempelt.
Ohne aber überhaupt erst das ideologische, populistische Fach antasten zu wollen: Es ist doch so, daß uns (also Allen, denen etwas am Rallyesport liegt) immer wieder versprochen wurde, daß es das Beste für uns Alle wäre, wenn sich der Rallyesport dem „Zeitgeist“ anpaßt, was in diesem Fall heißt: Verkürzungen der Rallyes (ausgehend von der Weltmeisterschaft als zentraler Handlungsort) würden die Vermarktung, die Popularität des Rallyesports, das Interesse der Wirtschaft und Gesellschaft am Sport entscheidend voranbringen. Und daß das für alle Beteiligte gut und nur vorteilhaft wäre. Und was ist tatsächlich geschehen? Die Werksbeteiligung in der Weltmeisterschaft ist nicht gestiegen, sondern auf einem Niedrigstlevel. Die Zahl der insgesamt aktuell FIA-homologierten Wagen gegenüber früher noch viel mehr. Die Favoriten unter den Fahrern und Wagen um Siege und Titel sind nicht mehr, sondern weniger geworden. Und das stark. Rallye interessiert insgesamt immer weniger Menschen, keine Rede von einem verstärkten Rückhalt seitens Privatfirmen und Politik. Offenbar auch ist der Sport auch für immer weniger Sparten ein profitabler Absatz-Zweig. Und auch in einem immer geringeren Maße.
Für mich sieht ein konkreter, glaubwürdiger Erfolgsbeweis anders aus. Wenn Ihr mich fragt.
Versteht mich nicht falsch: Auch für mich ist es logisch, ja eigentlich selbstverständlich, daß Rallyesport mit der Zeit geht. Daß er technischen und wirtschaftlichen Änderungen, den Bedürfnissen der Gesellschaft, die nicht immer gleich sind, Rechnung trägt. Aber es sollten die Änderungs- und Nachbesserungs-Maßnahmen, so weit es möglich ist, einen Sinn haben. Sie sollten logisch durchdacht sein. Und sich nicht von irgendwelchen abstrakten Hypes, irgendwelchen Doktrinen leiten lassen.
Aber jetzt kommt das eigentliche Entscheidende: Irgendwer muß von diesem System, den Rallyesport immer mehr zu einer Spielwiese für Privilegierte, für Platzhirschen, für Monopolisten zu reduzieren und den fairen Wettbewerb zurückzudrängen, ja auch profitieren. Und wer kann das sonst sein, außer diese besagten Privilegierten, Platzhirschen und Monopolisten? Denkt nur an Dinge wie den Reifen-Ausrüster, der das Exklusiv-Recht hat, die Top-Teams in der WM zu versorgen, denkt an die ganzen Einheitsteile, die dann oft oder meist (oder sogar ausschließlich???) von ein und dem selben Produzenten kommen, der entsprechend frei seinen Preis gestalten kann und eher nach Oben als nach Unten lizitieren wird. Von wegen „Kostenbremse“…Vorteile für die breite Basis…
Man kann hier noch Vieles nennen, wo sichtbar wird, daß die Geldflüsse einseitig in eine bestimmte Richtung gehen, ansonsten der Sport aber für immer weniger Wirtschaftszweige eine interessante Einkommensquelle ist. Klar, durch weniger benutzte Strecken sinkt der finanzielle Aufwand, hinsichtlich der Instandsetzung, der beauftragten Funktionärsprofis, und was weiß ich. Aber daran haben wiederum auch Andere verdient. So ist das eben in der Wirtschaft: Damit man etwas verdienen kann, muß man auch etwas ausgeben. Alles Andere ist Raubrittertum. In früheren Jahren war es ja auch möglich, aus fairem Einsatz Gewinn zu schöpfen. Und den insgesamt auf mehr Unternehmen zu verteilen.
Kurz gesagt: Diejenigen, die eh schon eine Menge besitzen, bereichern sich heute in einem noch höheren Maß als früher, den eh schon Minder-Reichen bis Armen wird es noch schwerer gemacht, zu verdienen. Wenn nicht so gut wie Alle davon kräftig draufzahlen. Kräftiger als früher. Auch ist es so, daß man weniger stark durch reale sachliche Leistung, sondern viel mehr durch taktische Tricks zu Erfolg kommt. Und die schafft Einer, der nicht so reich ist, nicht so leicht wie Einer, dem das Großkapital in die Wiege gelegt wurde.
Und jetzt frage ich Euch: Ist das in Euren Augen ein Trend, der Fortschrittlichkeit repräsentiert? Haltet Ihr das für eine Basis, auf die man für eine gute Zukunft bauen kann (egal, welche Aspekte man berücksichtigt)? Kann man so etwas als wertvolle geistige Errungenschaft betrachten?
Wie gesagt: Einen Nutzwert hat es sicher. Auch in Bangladesh oder Äthiopien ist nicht Jeder arm, sagt man.
Den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen ist nicht zielführend. Denn der führt nach Unten.
Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Soweit okay, doch wo ist der Plan bzw die konkrete Idee wie es besser laufen kann?
Unseren leider meist nicht aus der Basis gewählten Entscheidern alles zu überlassen ist offenbar nicht ideal. Zu stark ist Lobbyismus einzelner am Wirken.
Unseren leider meist nicht aus der Basis gewählten Entscheidern alles zu überlassen ist offenbar nicht ideal. Zu stark ist Lobbyismus einzelner am Wirken.
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Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Grüß Dich!

Ich danke Dir sehr für Dein Interesse.
Die Frage ist ganz richtig gestellt. Und auch der Gedankengang dahinter vollauf zutreffend.
Es wäre aus vielen Gründen wichtig, in den von mir genannten Dingen weiterzukommen. Nicht nur, wenn es um den Rallyesport geht, wenn man es genau betrachtet. Es hängt noch sehr Vieles mehr daran, was uns Alle betrifft. Tagtäglich.
Und schließlich und endlich soll der Sport ja doch auch so etwas wie Fairneß, Zielstrebigkeit und gemeinsame Arbeit an einer guten Sache repräsentieren. Ich sehe es durchaus so, daß das viele andere Lebensbereiche mitreißen könnte, wenn es im Rallyesport gut läuft. Und zwar nicht nur für eine kleine Gruppe von Beteiligten, sondern für möglichst Alle.
Wo also beginnen?
Nach meiner Einschätzung würde es schon einmal sehr viel bringen, wenn sich mehr Menschen zum Sport äußern und damit ihr Interesse zeigen würden. Ihre Leidenschaft am Sport zum Ausdruck bringen würden. Verstärkt erkennen lassen würden, was sie damit verbindet. In irgendeiner Form. Das wäre schon einmal ein verstärktes Signal, daß Rallyes nach wie vor viele Anhänger haben – und daß man dem auf vielfältige Weise Rechnung tragen sollte. Auch aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus und aus anderen relevanten Gründen.
Möglichkeiten dafür gibt es ja genug. Neben der althergebrachten Methode des Leserbrief-Schreibens, der direkten Kontaktaufnahme mit Sportlern, Teams und anderen gestaltenden Persönlichkeiten oder auch des persönlichen Ansprechens kann man sich in der heutigen Zeit ja auch des Internets bedienen, um Andere an seinen Gedanken teilhaben zu lassen (Youtube…oder auch das eine oder andere mehr oder weniger einschlägige Forum). Das sind meiner Meinung nach sehr wirksame Maßnahmen, wie der gewöhnliche Mensch verhältnismäßig viel in Gang bringen kann.
Um Einiges zusätzlich interessanter wird es, wenn die Menschen nicht nur ihre Begeisterung an Rallyes erkennen lassen, sondern auch an Lösungen mitarbeiten. Ihre eigenen Zielvorstellungen nennen – und so weiter. Vor Allem als von verschiedenen Dingen betroffener Sportler, der Erfahrungen mit einigen wesentlichen Sachen gemacht hat, hat man da gute Möglichkeiten, wertvolle Gedanken auszutauschen. Klar hat der Eine oder Andere unterschiedliche Vorstellungen davon, wie bestimmte Dinge idealerweise geregelt werden sollten, es sind die Bedürfnisse auch von Kategorie zu Kategorie und Bereich zu Bereich verschieden. Bei einem Marijan Griebel oder einem Maximilian Koch sehen die Rahmenbedingungen und daraus resultierenden Wünsche anders aus als bei einem Teilnehmer, der einfach nur mit einem Trabi seinen Spaß genießen will. Und bei einem Rovanperä sehen die Prioritäten schon wieder ganz anders aus. Wenn jedes Feld bestmöglich seiner Bestimmung entsprechend gestaltet ist, hinsichtlich Streckenwahl und –Länge, Nenngeld-Höhe, gewerteten Fahrzeugen, Wertungs-Modalität und dergleichen Ähnlichem, dann ist es sicher gut.
Aber um eben hier überall das bestmögliche Optimum herauszuholen, ist es wichtig, sich so sachlich profund und gründlich wie möglich zu beraten. Da sind eben Erfahrungen aus der Praxis immer wieder gefragt. Wichtig ist kommunizieren und noch einmal kommunizieren.
Und dann ist es – so sollte es normalerweise sein – aus der Sicht Aller, die aus dem Rallyesport einen Nutzen ziehen wollen (und vor Allem bei den „Großverdienern“ des Sports, meiner Meinung nach), unverzichtbar, auf die Anliegen der Fans, der Rallye-Begeisterten, die dem Spektakel beiwohnen, einzugehen. Leider halt eben: Wenn sie sich überhaupt zu Wort melden, dann viel zu wenig mit profunden, durchdachten Definitionen ihrer Anliegen. Klar, daß nahezu ein Jeder, wenn nicht überhaupt Alle, will, daß es möglichst laut ist, daß die Fahr-Action möglichst wild rüberkommt, daß auf der Strecke sehenswert gekämpft wird. Nur über das „Wie“ macht sich kaum Jemand ernsthaft Gedanken. Was man meistens nur hört: Daß man sich die Gruppe B mit all ihren übersteigerten Risikofaktoren zurückwünscht. Und das ist absoluter Schwachsinn.
Für mich ist schon seit Langem klar, daß ein guter Rallyesport auch ohne PS-Auswüchse möglich ist. Da sogar noch um Einiges mehr, weil da mehr Chancengleichheit herrscht und es für jeden Teilnehmer mehr Sinn macht, verstärkt ans Limit zu gehen. Sicher: Konstruktive Freiräume schaffen bei verschiedenen Dingen (ist auch für die generelle technische Weiterentwicklung wichtig), die Autos (zumindest die für den vorderen Bereich) etwas stärker auf Wettbewerb trimmen, sodaß das ein bißchen einen klangvolleren Auftritt hat – spricht Alles dafür. Deswegen kann das aber trotzdem fahrleistungsmäßig einigermaßen im Rahmen bleiben. Wir brauchen uns nicht mit 250 durch den Wald pfeilen.
Wie solche Regelungen im Einzelnen aussehen können oder sollen, und wie unterschiedlich je nach Kategorie, darüber kann man sich wiederum austauschen. Einen möglichst guten gleichen Nenner kann man schließlich finden, je intensiver man sich mit dem Fach beschäftigt. Und je mehr man offen ist für relevante Tatsachen. Dabei nicht nur in eine bestimmte Richtung denken ist vorteilhaft.
Eine hundertprozentige Regelung für Alles kann es nie geben. Aber so, wie es jetzt läuft, so nicht Fisch und nicht Fleisch bei so vielen Dingen – das kann auf keinen Fall das Ziel sein.
Schließlich noch der ganz entscheidende Grundaspekt: Wie setzt man das Ganze so weitreichend und in der Sache wunschgemäß als möglich durch? Wie kann die Basis gegen Lobbyisten und deren Egoismus ankommen, wie kann Idealismus über Opportunismus siegen?
Nun ja. Wie man immer sagt: Die Menge macht das Gift. Warum dann nicht auch das Gegengift?
Schon aus kleinen Dingen eben kann man eine starke Wirkung generieren, wenn genug Menschen mitmachen. Wie gesagt: Sich als Rallye-Liebender äußern, Andere durch Motivation mitreißen – wenn sich Viele beteiligen, wird das ernst genommen. Umso mehr, je wohlüberlegter die Wortmeldungen sind und je mehr Denk-Leistung sich darin widerspiegelt. Das erfordert eben eine gewisse Erfahrung und Auseinandersetzung mit dem Fach. Aber auch schon viele schlichte Bekenntnisse zur Freude, die man am Sport hat, können schon weiterhelfen. Schließlich sind diese Menschen ja auch Konsumenten (->Sponsoring…), Wählerstimmen – und so Einiges.
Natürlich bringt es auch viel, wenn die Menschen profund aufgeklärt sind über wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorgänge, wenn sie ein Grundverständnis haben dafür, wodurch verschiedene Entscheidungen von Führungsebenen begründet oder motiviert sind. Immer wieder verschiedene Seiten sehen, immer wieder dazulernen wollen, ist genauso unverzichtbar. Und es braucht Eines auch: Zivilcourage. Denn nach meiner Erfahrung muß man als idealistisch eingestellter Mensch sich sehr viel Widerstand stellen. Und der ist umso schwieriger zu überwinden, je weniger Menschen dazu bereit sind, auch bei Gegenwind hinter einer guten Sache zu stehen.
Bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie Forumseinträgen, die nicht dem Geschmack einer bestimmten Klientel entsprechen, fängt es schon an. Meinungsfreiheit existiert oft nur auf dem Papier. Die Praxis hinkt da nicht selten weit hinter der schönen Theorie zurück. Auch das ist meine Erfahrung.
Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Muß ich noch mehr sagen?
In diesem Sinne - liebe Grüße.


Den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen ist nicht zielführend. Denn der führt nach Unten.
Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Ich brauche es konkreter, um zu erkennen was dir vorschwebt. Die 80er sind out, da sind sich vermutlich die allermeisten einig und wir Älteren schwelgen gern in Erinnerungen, aber es bedarf konkreter Konstrukte, die dann auch den Motorsport-Gegnern vermittelbar wäre.
Da sehe ich bisher nichts.
Da sehe ich bisher nichts.
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Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Hallo, servus...!EWO hat geschrieben: ↑Fr Mär 31, 2023 07:34 Ich brauche es konkreter, um zu erkennen was dir vorschwebt. Die 80er sind out, da sind sich vermutlich die allermeisten einig und wir Älteren schwelgen gern in Erinnerungen, aber es bedarf konkreter Konstrukte, die dann auch den Motorsport-Gegnern vermittelbar wäre.
Da sehe ich bisher nichts.

Der technische Bereich ist natürlich sehr wichtig. Und da vor Allem, eine glaubwürdige Orientierung in eine bessere Energie-Ausnützung zu vermitteln. Weniger CO2-Ausstoß, und überhaupt in einem möglichst geringem Maß die Umwelt belasten, ist da ein starker PR-Faktor. Dem vor Allem die Top-Kategorie des Rallyesports Rechnung tragen sollte.
Ich bin ja schon seit Längerem der Auffassung, daß vor Allem die höchsten und publikumsträchtigsten Sparten des Motorsports sich diesem Thema verstärkt widmen sollten. Rallye ist da vielleicht nicht so ein repräsentatives Beispiel, da die Rallye-Wettbewerbsfahrzeuge traditionell an den jeweiligen Serienstandard gebunden sind. Was ja alleine schon deswegen logisch ist, weil die Rallyewagen bekanntermaßen eine Straßenzulassung benötigen und man da nicht so auf Teufel komm raus in technischen Dingen herumexperimentieren kann. Bei den Rundstrecken-Disziplinen (F1, Sportprototypen und Ähnliches) sehe ich da um Einiges mehr Spielraum. Wenn man Alleine bedenkt, was in Indianapolis einmal Alles mitgefahren ist...eigentlich Alles, was vier Räder und einen Motor hat.
An dieser Stelle möchte ich an den von mir eröffneten Thread "Motorsport als (Umwelt)Pionier" verweisen. Findet sich in der Rubrik "Small Talk".
Im Rallyesport, denke ich, könnte man sich zumindest damit behelfen, daß ein jeder Pkw-Hersteller sein eigenes Know-How einsetzen darf. Und nicht durch Verordnung durch das Reglement auf irgendwelche Einheitsteile zurückgreifen muß, womit man dann natürlich auch keine Produkt-Identität bewerben/vermitteln kann.
Ich hätte nichts dagegen, wenn die Ausrichtung im Rallyesport verstärkt in Richtung vermehrten Einsatzes des Elektromotors gehen würde. Wenn man Anreize dafür schaffen würde, den Elektroantrieb einer Erprobung in der Praxis zu unterziehen. Es ist natürlich dann auch die Frage, wie man die Rahmenbedingungen dafür gestaltet. Zum Beispiel: Wie oft und auf welche Weise darf nachgeladen werden? Eventuell auch: Wie oft darf der Stromspeicher ausgetauscht werden, um die Langlebigkeit des Moduls zu erproben. Das ist ja für den Serieneinsatz sicher auch ein entscheidendes Thema. Alles Faktoren, die in die Richtung gehen sollten, einen Akkumulator möglichst effizient und ohne Energieverluste zu konzipieren. Und eben auch möglichst dauerhaft einsetzbar.
Hier Wege zu finden, um einen Motorsport-Teilbereich (in diesem Fall den Rallyesport, und hier speziell den Spitzen-Bereich, weil unterhalb davon wird das ohnehin kaum möglich sein) als Testlabor nützen zu können, sollte die Aufgabe von ausgebildeten Technikern sein. Vor Allem eben, wie man das Ganze in einem Reglement unterbringt, betreffend der Vorgaben bei den Fahrzeugen (ev. PS- und Verbrauchs-Vorgabe beim Verbrenner, weil ein reiner Elektronantrieb, der lange genug Energie bereithält, wird sich auf die Schnelle nicht realisieren lassen; eventuelle Gewichts- oder andere Handicap-Regelung, um die Vor-/Nachteile gegenüber reinen Verbrennungsmotor-bestückten Wagen auszugleichen). In jedem Fall: Innovation zugunsten geringeren Energieverbrauchs und Materialverbrauchs sollte gefördert werden.
Ich wollte mich hier aber gar nicht so sehr allein auf das rein Technische allein festlegen. Sondern vor Allem, wie ein abwechslungsreicher, sehenswerter Rallyesport begünstigt werden könnte. Das ist ja zu einem großen Teil eine Frage, die sehr vom Grad des Verfolgens bestimmter Eigeninteressen abhängt. Und der daraus resultierenden Taktik. Wie ich des Öfteren schon gelesen habe, ist die FIA gar nicht so sehr motiviert, mehr als drei oder vier Hersteller in der Top-WRC-Kategorie zu haben. Na dann...
Was mir insgesamt vorschwebt? In jedem Fall mehr Wettbewerb zwischen mehr verschiedenen Herstellern, bessere Aufstiegschancen für talentierte Sportler, und das Ganze verbunden auch mit wieder längeren und streckenmäßig anspruchsvolleren Rallyes. Und daß der Sport insgesamt wieder eine stärkere Breitenwirkung bekommt. Dann haben Alle mehr davon.
Denn der Sport hat nicht nur durch verstärktes Umweltbewußtsein viel an Boden eingebüßt, sondern mindestens ebenso dadurch, daß viele der alteingesessenen Anhänger abhanden gekommen sind. Sicher nicht ohne Grund!
Den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen ist nicht zielführend. Denn der führt nach Unten.
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Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Da die Diskussionen darüber, dem Rallyesport ein „modernes Gesicht“ zu verpassen, gerade wieder recht aktuell sind, will ich darüber etwas sagen. Der maßgebliche Anstoß dafür kommt ja hier von Thierry Neuville, obwohl seine Aussagen inhaltlich recht wenig Orientierung bieten. Aber wenn mit Floskeln wie „Die alten Tage sind vorbei“ oder „Wir sollten aufhören, immer nur auf Leute aus der Vergangenheit zu setzen“ aufgefahren wird, dann hat man als Jemand, der eine Rallye und nicht irgend etwas Anderes sehen will, und dem eine gewisse „Experten-Rhetorik“ geläufig ist, schon ein unangenehmes Gefühl.
Dabei respektiere ich Thierry Neuville sehr. Ich bewundere seine Leistungen, und ich freue mich nach wie vor für ihn, daß er nach so vielen unbelohnten Versuchen jetzt endlich mit dem Rallye-Weltmeistertitel ausgezeichnet wurde. Last not least: Ich habe ihn bei der Herbstrallye Dobersberg, direkt bei mir zu Hause, fahren gesehen. Und das hat mir extrem gut gefallen.
Aber ich frage mich trotzdem immer wieder, egal wer dazu anregt, ob es wirklich unterm Strich zielführend ist, den Charakter des Rallyesports, weil er in seinen Grundzügen für gewisse „Kommerz-Genies“ vielleicht stellenweise unpraktisch ist, in seinen elementaren Existenzmerkmalen immer mehr zu demontieren. Ihn immer mehr an Farbe und Profil zu berauben und sein Wesen immer stärker an irgendein 08/15-Schema anzugleichen, das vermeintlich (wer sagt, daß es wirklich so ist) die große Erfolgsformel von einer Handvoll Elite-Sportarten ist. Wenn Formel 1, Spitzen-Fußball und noch ein, zwei andere Wettbewerbs-Disziplinen so große Goldgruben sind, daß man damit verläßlich superreich werden kann, wieso gehen dann die, denen nur das wichtig ist, nicht einfach dorthin und machen dort ihre Sache, so wie sie es wollen? Und lassen die anderen sportlichen Felder und ihre Gestalter leben, so wie sie es wollen? Möglicherweise gibt es ja auch noch Menschen, denen nicht NUR Geld wichtig ist, sondern auch noch die Leidenschaft und das Interesse für eine bestimmte Sache. Und die einen gewissen wirtschaftlichen Ertrag, der bei dem Ganzen aufgrund des Einsatzes herausspringt, als Lohn für ihre Arbeit dankbar annehmen, auch wenn er nicht in der Kategorie von einem – sage ich einmal – Ecclestone oder bin Sulayem liegt? Warum muß immer nur die zügellose Bereicherung das Zünglein an der Waage für wirklich Alles sein? Ist unsere gesamte Kultur, unser gesamtes Zusammenleben nicht davon schon mehr als genug verdorben?
Wer eine überdurchschnittliche Leistung erbringt, soll dafür angemessen entlohnt werden. Das halte ich für absolut vernünftig und folgerichtig. Aber Entlohnung und das Ergebnis in der Sache sollen in einem logischen Verhältnis stehen. Bei der Entwicklung vor Allem der Rallye-Weltmeisterschaft in den letzten 25 Jahren, die kaum noch einen lebendigen Wettbewerb darstellt, zweifle ich ernsthaft daran, daß das angesichts der stark geschwundenen Produktqualität auch nur annähernd der Fall ist.
Mir kommt vor, es soll nicht das Produkt, das Angebot so gestaltet werden, wie die Menschen, die Abnehmer es wollen. Sondern es sollen die Konsumgewohnheiten so gestaltet werden, wie es für die Anbieter genehm ist. Und die breite Masse an „Käufern“ darauf gezielt getrimmt werden.
Zu all dem paßt auch gut die Aussage von einem der langfristig erfolgreichsten deutschsprachigen Zeitschriften-Herausgeber und –Redakteure, der sich folgendermaßen geäußert hat: „Marketing ist im Wesentlichen die Entdeckung, daß Kunden auch Menschen sind, denen man nicht jeden Dreck zu jedem Preis verkaufen kann.“ Ich für meine Person kann dem nur beipflichten.
Was das im Umkehrschluß für meine persönliche Einschätzung der Marketing-Linie der weltweit federführenden Motorsport-Gestalter bedeutet (denen leider auch das Rally-World Championship untersteht), kann man sich vorstellen.
Die treibenden Kräfte schlechthin, weshalb sich Menschen zum Rallyesport hingezogen fühlen, können eben durch keine noch so aufwendige, auf künstliche Hypes aufgebaute PR-Maschinerie ersetzt werden. Denn diese treibenden Kräfte sind Faszination und Begeisterung. Und die haben ihre Wurzeln in einer Fülle von persönlichen Eindrücken. Die entstehen direkt dort, wo die Action läuft: Durch die Vorführung von Fahrkunst, das Klangerlebnis, das ganze bunte Leben und Flair. Daß der Rallyesport immer mehr an Bedeutung in der Öffentlichkeit gemeinhin verloren hat, je mehr dieser an Identität verloren hat, vordergründig bestimmt durch immer weniger Konkurrenz und immer weniger an attraktiven Stilelementen als Background, ist wohl kaum bloß eine zufällige Koinzidenz.
Daß sich die klassischen „Erfinder von der kümmellosen Suppe“ so leicht tun, sich mit ihren in der praktischen Auswirkung recht kontraproduktiven Programmen durchzusetzen, daran ist aber auch ein großer Teil der Rallye-Anhänger mit schuld. Wenn es immer wieder nur heißt, „Wir brauchen die Gruppe B-Monster wieder zurück!“, wenn die Fadesse bei aktuellen Rallyes beklagt wird, was erstens purer Irrsinn ist und zum Zweiten ziemlich einfältig, dann sollte man sich halt auch nicht wundern, wenn das Publikum nicht ernst genommen wird und kein Gehör findet. Vor Allem nicht bei einflußreichen Menschen im Sport. Möglichkeiten, um effektive Verbesserungen zu schaffen, gibt es auf jeden Fall genug. Ich würde da vielen Menschen, egal ob jung oder alt, empfehlen, sich einmal gründlich über die Rallye-Geschichte zu informieren. Das Angebot an Literatur dafür ist reichlich, auch zahlreiche Videos (viele davon schon online) runden das gedankliche Bild ab. Dazu gibt es Film-Aufzeichnungen von nicht weit zurückliegenden, teilweise noch sehr aktuellen Rallyes, die ebenfalls zeigen, daß auch in der heutigen Zeit noch viel Action möglich ist, wenn auf die passenden Zutaten gesetzt wird. Nur, damit ein bißchen ansatzweise verständlich ist, was ich meine: Die GT-Porsches bei Rallyes in Belgien, wo auch schon ein Opel Omega und ähnliches Auffälliges auf den Strecken zu sehen war, die Sechszylinder-BMW-Coupés wie der prachtvolle Schlitten von Ilmo Lario in Finnland und derlei Gerätschaften bieten optisch und atmosphärisch ein Schauspiel, wie man sich kaum ein besseres wünschen kann. Ebenso wie der Mazda RX-8, den Marcus van Klink in Neuseeland einsetzt, einen Farbtupfen repräsentiert, wie man sie sich gerade auf der offiziell höchsten Profi-Ebene sehnlichst wünschen würde.
Es muß doch möglich sein, gerade die Rallye-Weltmeisterschaft, die ja das Höchste dessen, was Rallyesport zu bieten hat, repräsentieren soll, wieder mit mehr Reiz-Faktoren zu versehen, die verstärkt Lust auf Rallye erzeugen, und zwar keinesfalls nur bei einem kleinen Personenkreis. Warum kommen viele Menschen zu einer Jännerrallye, wo mehr als ein Dutzend Fahrer um Bestzeiten gerittert haben? Neben dem, daß vom Hyundai Rally2 bis zum Einser-Golf oder sogar Volvo fast jedes Auto, das man sich vorstellen kann, auf der winterlichen Landschaft um die Wette gedriftet ist, in schier zeitlos romantischer Anmut.
Eine von vielen praktischen Erfahrungen, die eine profunde Orientierungshilfe darstellen sollten, wie man Rallyesport zu einer Bühne konstruieren kann, die sowohl bei Aktiven wie auch bei „Passiven“ einen großen und leidenschaftlichen Anklang findet. Wenn man es überhaupt wirklich will.
Dabei respektiere ich Thierry Neuville sehr. Ich bewundere seine Leistungen, und ich freue mich nach wie vor für ihn, daß er nach so vielen unbelohnten Versuchen jetzt endlich mit dem Rallye-Weltmeistertitel ausgezeichnet wurde. Last not least: Ich habe ihn bei der Herbstrallye Dobersberg, direkt bei mir zu Hause, fahren gesehen. Und das hat mir extrem gut gefallen.

Aber ich frage mich trotzdem immer wieder, egal wer dazu anregt, ob es wirklich unterm Strich zielführend ist, den Charakter des Rallyesports, weil er in seinen Grundzügen für gewisse „Kommerz-Genies“ vielleicht stellenweise unpraktisch ist, in seinen elementaren Existenzmerkmalen immer mehr zu demontieren. Ihn immer mehr an Farbe und Profil zu berauben und sein Wesen immer stärker an irgendein 08/15-Schema anzugleichen, das vermeintlich (wer sagt, daß es wirklich so ist) die große Erfolgsformel von einer Handvoll Elite-Sportarten ist. Wenn Formel 1, Spitzen-Fußball und noch ein, zwei andere Wettbewerbs-Disziplinen so große Goldgruben sind, daß man damit verläßlich superreich werden kann, wieso gehen dann die, denen nur das wichtig ist, nicht einfach dorthin und machen dort ihre Sache, so wie sie es wollen? Und lassen die anderen sportlichen Felder und ihre Gestalter leben, so wie sie es wollen? Möglicherweise gibt es ja auch noch Menschen, denen nicht NUR Geld wichtig ist, sondern auch noch die Leidenschaft und das Interesse für eine bestimmte Sache. Und die einen gewissen wirtschaftlichen Ertrag, der bei dem Ganzen aufgrund des Einsatzes herausspringt, als Lohn für ihre Arbeit dankbar annehmen, auch wenn er nicht in der Kategorie von einem – sage ich einmal – Ecclestone oder bin Sulayem liegt? Warum muß immer nur die zügellose Bereicherung das Zünglein an der Waage für wirklich Alles sein? Ist unsere gesamte Kultur, unser gesamtes Zusammenleben nicht davon schon mehr als genug verdorben?
Wer eine überdurchschnittliche Leistung erbringt, soll dafür angemessen entlohnt werden. Das halte ich für absolut vernünftig und folgerichtig. Aber Entlohnung und das Ergebnis in der Sache sollen in einem logischen Verhältnis stehen. Bei der Entwicklung vor Allem der Rallye-Weltmeisterschaft in den letzten 25 Jahren, die kaum noch einen lebendigen Wettbewerb darstellt, zweifle ich ernsthaft daran, daß das angesichts der stark geschwundenen Produktqualität auch nur annähernd der Fall ist.

Mir kommt vor, es soll nicht das Produkt, das Angebot so gestaltet werden, wie die Menschen, die Abnehmer es wollen. Sondern es sollen die Konsumgewohnheiten so gestaltet werden, wie es für die Anbieter genehm ist. Und die breite Masse an „Käufern“ darauf gezielt getrimmt werden.

Zu all dem paßt auch gut die Aussage von einem der langfristig erfolgreichsten deutschsprachigen Zeitschriften-Herausgeber und –Redakteure, der sich folgendermaßen geäußert hat: „Marketing ist im Wesentlichen die Entdeckung, daß Kunden auch Menschen sind, denen man nicht jeden Dreck zu jedem Preis verkaufen kann.“ Ich für meine Person kann dem nur beipflichten.

Was das im Umkehrschluß für meine persönliche Einschätzung der Marketing-Linie der weltweit federführenden Motorsport-Gestalter bedeutet (denen leider auch das Rally-World Championship untersteht), kann man sich vorstellen.
Die treibenden Kräfte schlechthin, weshalb sich Menschen zum Rallyesport hingezogen fühlen, können eben durch keine noch so aufwendige, auf künstliche Hypes aufgebaute PR-Maschinerie ersetzt werden. Denn diese treibenden Kräfte sind Faszination und Begeisterung. Und die haben ihre Wurzeln in einer Fülle von persönlichen Eindrücken. Die entstehen direkt dort, wo die Action läuft: Durch die Vorführung von Fahrkunst, das Klangerlebnis, das ganze bunte Leben und Flair. Daß der Rallyesport immer mehr an Bedeutung in der Öffentlichkeit gemeinhin verloren hat, je mehr dieser an Identität verloren hat, vordergründig bestimmt durch immer weniger Konkurrenz und immer weniger an attraktiven Stilelementen als Background, ist wohl kaum bloß eine zufällige Koinzidenz.
Daß sich die klassischen „Erfinder von der kümmellosen Suppe“ so leicht tun, sich mit ihren in der praktischen Auswirkung recht kontraproduktiven Programmen durchzusetzen, daran ist aber auch ein großer Teil der Rallye-Anhänger mit schuld. Wenn es immer wieder nur heißt, „Wir brauchen die Gruppe B-Monster wieder zurück!“, wenn die Fadesse bei aktuellen Rallyes beklagt wird, was erstens purer Irrsinn ist und zum Zweiten ziemlich einfältig, dann sollte man sich halt auch nicht wundern, wenn das Publikum nicht ernst genommen wird und kein Gehör findet. Vor Allem nicht bei einflußreichen Menschen im Sport. Möglichkeiten, um effektive Verbesserungen zu schaffen, gibt es auf jeden Fall genug. Ich würde da vielen Menschen, egal ob jung oder alt, empfehlen, sich einmal gründlich über die Rallye-Geschichte zu informieren. Das Angebot an Literatur dafür ist reichlich, auch zahlreiche Videos (viele davon schon online) runden das gedankliche Bild ab. Dazu gibt es Film-Aufzeichnungen von nicht weit zurückliegenden, teilweise noch sehr aktuellen Rallyes, die ebenfalls zeigen, daß auch in der heutigen Zeit noch viel Action möglich ist, wenn auf die passenden Zutaten gesetzt wird. Nur, damit ein bißchen ansatzweise verständlich ist, was ich meine: Die GT-Porsches bei Rallyes in Belgien, wo auch schon ein Opel Omega und ähnliches Auffälliges auf den Strecken zu sehen war, die Sechszylinder-BMW-Coupés wie der prachtvolle Schlitten von Ilmo Lario in Finnland und derlei Gerätschaften bieten optisch und atmosphärisch ein Schauspiel, wie man sich kaum ein besseres wünschen kann. Ebenso wie der Mazda RX-8, den Marcus van Klink in Neuseeland einsetzt, einen Farbtupfen repräsentiert, wie man sie sich gerade auf der offiziell höchsten Profi-Ebene sehnlichst wünschen würde.
Es muß doch möglich sein, gerade die Rallye-Weltmeisterschaft, die ja das Höchste dessen, was Rallyesport zu bieten hat, repräsentieren soll, wieder mit mehr Reiz-Faktoren zu versehen, die verstärkt Lust auf Rallye erzeugen, und zwar keinesfalls nur bei einem kleinen Personenkreis. Warum kommen viele Menschen zu einer Jännerrallye, wo mehr als ein Dutzend Fahrer um Bestzeiten gerittert haben? Neben dem, daß vom Hyundai Rally2 bis zum Einser-Golf oder sogar Volvo fast jedes Auto, das man sich vorstellen kann, auf der winterlichen Landschaft um die Wette gedriftet ist, in schier zeitlos romantischer Anmut.
Eine von vielen praktischen Erfahrungen, die eine profunde Orientierungshilfe darstellen sollten, wie man Rallyesport zu einer Bühne konstruieren kann, die sowohl bei Aktiven wie auch bei „Passiven“ einen großen und leidenschaftlichen Anklang findet. Wenn man es überhaupt wirklich will.

Den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen ist nicht zielführend. Denn der führt nach Unten.
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Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Ich korrigiere: Mehr als ein halbes Dutzend. Es sei denn, man rechnet die Beifahrer auch dazu.Andi Lugauer hat geschrieben: ↑Mi Mai 07, 2025 20:25Warum kommen viele Menschen zu einer Jännerrallye, wo mehr als ein Dutzend Fahrer um Bestzeiten gerittert haben?


Ist auch das schon sehr viel, für heutige Verhältnisse, finde ich.

Vielleicht auch noch eine ergänzende persönliche Bemerkung: Mir geht es nicht darum, daß Rallyesport auf der Stelle treten soll. Vor Allem, was den Einsatz der Technik im Auto betrifft, und auch hinsichtlich des Nutzens von vorhandenen modernen Verbreitungs-Medien. Ich finde es sogar sehr gut, daß es heute Mechanismen bzw. Einrichtungen gibt, über die man sich heute in vielfältigerer Auswahl denn je in Wort und Bild Kunde über das Rallye-Geschehen verschaffen kann.
Trotzdem finde ich, daß man das Grundelement des Sports so gut als möglich am Leben erhalten sollte. Wie unter Anderem, daß aufgrund der Art der Strecke (Bodenunebenheiten, verunreinigte Fahrbahnen, bis hin zum puren Schotter...) zwar das Tempo etwas niedriger ist als auf einer eigens geschaffenen Rennstrecke, aber dafür der Spaß und die Action stärker zur Geltung kommen. Für mich war sogar das "erdige" Element eine der Haupt-Motivationen, warum ich überhaupt Rallyes als eine Leidenschaft entdeckt hatte. Ich finde außerdem auch, daß eine zahlreiche, vielfältige Konkurrenz bei Wagen und Sportlern ein allzeit gültiges Qualitätskriterium ist, das in seiner Bedeutung von keiner Modeströmung außer Kraft gesetzt werden kann.
Deswegen sollten auch vordringlich die Bemühungen der Ausrichter und deren Kooperationspartner verstärkt darauf gelegt werden, hier die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen.
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Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
1289 Wörter, 8851 Zeichen... in 2 Posts... Puh... Und ich verstehe immer noch nicht, wo das Problem genau ist. Ich lese heraus, dass du unzufrieden mit dem Rallyesport bist. Gleichzeitig bist du von der Jännerrallye begeistert. Du möchtest Veränderung und nicht unbedingt zurück. Wo willst du denn nach vorne hin? Was muss Rallyesport im Prinzip bringen, dass du denkst, dass die breite Masse es besser findet? Was sagt denn die Experten für Rallyesport beim AMF (oder DMSB, falls du aus Deutschland bist) zu deinen Ideen? Was erwartest du als Resultat aus solchen Megaposts? Entspricht die Meinung der breiten Masse auch deinen hier im Forum beschriebenen Ansichten? Wenn nicht, könnte das auch ein Grund sein, warum nix passiert.
Wenn Rallye für dich auf Landes- oder Staatsebene das beste ist, dann geh' doch dorthin. Wenn dir die WM nicht mehr gefällt, dann geh' dort nicht hin. Ich finde keine Statistiken zu den Zuschauerzahlen der Rallye WM nach 2019. Bis dahin ging es gegenüber 2003 jedoch steil nach oben (Zuschauer + 80% und TV Minuten +121%).
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- Wer schnell sein will, muss richtig bremsen -
Was ist eigentlich Automobilslalom - hier in 3:40 Minuten erklärt...
https://www.youtube.com/watch?v=Re5hdUatsx4
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Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
PumaTreter hat geschrieben: ↑Fr Mai 09, 2025 17:54 1289 Wörter, 8851 Zeichen... in 2 Posts... Puh... Und ich verstehe immer noch nicht, wo das Problem genau ist. Ich lese heraus, dass du unzufrieden mit dem Rallyesport bist. Gleichzeitig bist du von der Jännerrallye begeistert. Du möchtest Veränderung und nicht unbedingt zurück. Wo willst du denn nach vorne hin? Was muss Rallyesport im Prinzip bringen, dass du denkst, dass die breite Masse es besser findet? Was sagt denn die Experten für Rallyesport beim AMF (oder DMSB, falls du aus Deutschland bist) zu deinen Ideen? Was erwartest du als Resultat aus solchen Megaposts? Entspricht die Meinung der breiten Masse auch deinen hier im Forum beschriebenen Ansichten? Wenn nicht, könnte das auch ein Grund sein, warum nix passiert.
Wenn Rallye für dich auf Landes- oder Staatsebene das beste ist, dann geh' doch dorthin. Wenn dir die WM nicht mehr gefällt, dann geh' dort nicht hin. Ich finde keine Statistiken zu den Zuschauerzahlen der Rallye WM nach 2019. Bis dahin ging es gegenüber 2003 jedoch steil nach oben (Zuschauer + 80% und TV Minuten +121%).
Es ist reizend, daß überhaupt schon eine Reaktion auf meine Einträge gekommen ist. Auch das ist schon ein Erfolg, der zählt. In diesem Sinne: Vielen Dank.
Was ich als Resultat aus solchen – wie Du es nennst – Megaposts – erwarte bzw. erhoffe?
Ich sage ganz schlicht: Wenn nur eine Person das liest und sich etwas dazu denkt, dann hat es sich schon gelohnt.
Natürlich würde ich mir mehr an sichtbarem Ergebnis wünschen, und es ist ja auch nicht so, daß meine Gedanken nicht ab und zu auch bei sehr verdienten Persönlichkeiten des Sports auf guten Anklang gestoßen wären.
Wie weit sich die Meinung der breiten Masse mit meinen Eindrücken und Erfahrungen deckt, kann ich nicht hundertprozentig sagen. Es wird von Person zu Person unterschiedlich sein. Ich gebe zu, daß ich ein großes Problem darin sehe, daß viele Menschen zu einseitig informiert oder eingestellt sind, was das Thema Rallye betrifft, und da sehe ich doch einen großen Sinn darin, ein bißchen das Interesse dafür zu wecken, das Fach ein wenig weiträumiger zu sehen. Und dadurch auch die Möglichkeiten wahrzunehmen, zusätzliche Lösungswege und Chancen zu entdecken und gegebenenfalls mit zu unterstützen. Das kann für uns Alle sehr wertvoll sein.
Ganz generell gesagt (das gibt meine ganz persönliche Sichtweise wieder): Ich wäre dafür, daß man die von Natur aus gegebenen Vorteile und Stärken des Rallyesports konsequenter nützt. Und dafür weniger krampfhaft versucht, die Ablauf-bedingten Nachteile mit Gewalt zu eliminieren. Die Gefahr ist nämlich sehr groß, daß dadurch wertvolle „Schätze“, die der Rallyesport in sich trägt, mit eliminiert oder in ihrer Erscheinung und Wirkung stark reduziert werden. Und man damit mehr Gutes verliert, als man gewinnt. Nach meinem persönlichen Eindruck sieht man das an der Entwicklung der Rallye-Weltmeisterschaft auch unter Anderem sehr stark.
Tatsache ist, und an dem Punkt treffen wir uns dann doch so gut wie Alle, die wir an Rallyes Gefallen finden: Je vielfältiger das Wagenfeld, und je hochkarätiger die Spannung und die Action, umso höher ist der „Kurswert“ bei einer breiten Masse an Menschen. Egal ob in der Rallye-Weltmeisterschaft oder auf den Stufen darunter. Deswegen habe ich auch das Beispiel Jännerrallye genannt.
Das ist einmal das Grundlegendste, was ich vermitteln will.
Um das Ganze noch ein bißchen begreiflicher zu machen: Für mich am Interessantesten, Alles zusammengenommen, ist da die Ära der Siebziger Jahre, wo auch schon ziemlich „geheizt“ worden ist (im Gegensatz zu den Sechziger Jahren, wo es größtenteils noch recht gemütlich zugegangen ist), aber sich immer noch Autos der unterschiedlichsten Art Auseinandersetzungen auf den Strecken geliefert haben, und nicht nur die logischen Favoriten wie der Ford Escort BDA, der Renault Alpine, die Fiats und fallweise auch die BMW’s und Opels, sondern auch die Saab und gelegentlich auch die Käfer ganz vorne in Erscheinung getreten sind. Neben Anderen…
Recht interessant war auch unter Anderem noch die erste WRC-Ära, wo immerhin noch unter Anderem die Subarus, der Toyota Corolla oder der Peugeot 206 die Speerspitze bildeten. Nicht zu vergessen Mitsubishi mit dem Noch-Gruppe A-Lancer (Tommi Mäkinen!). Und wo auch u.A. von SEAT und Skoda kleinere Feuerwerke abgegeben wurden. Nebenbei: Die 2-Liter-Kitcars haben zusätzlich für gutes Entertainment gesorgt. Neben dem, daß auch der eine oder andere Vertreter von dort fallweise den WRC’s auf die Zehen gestiegen ist. Ich sage nur: Panizzi…
Kein Vergleich auf jeden Fall mit der aktuellen Wettbewerbs-Situation, wo nach Toyota, Hyundai und Ford schon nichts mehr kommt. Nicht bei den Rally1, die im Prinzip die einzige siegfähige Kategorie sind.
Wenn ich mir heute die Rallyes auf verschiedensten Ebenen und in verschiedensten Nationen ansehe, dann merke ich, daß es da große Unterschiede gibt. Wie Du es richtig erfaßt hast: Die Rallye-Weltmeisterschaft ist nicht mehr meines. Natürlich könnte ich sagen: Was geht mich das an, ich sehe mir das einfach nicht an. Es ist tatsächlich auch so, daß ich den Wettbewerb dort an sich selber nicht mehr beobachte. Aber die Hoffnung auf eine erfreuliche Trendwende habe ich noch nicht aufgegeben. Weil von den Ereignissen in der WM doch auch das Eine oder Andere auf die Ebenen darunter abstrahlt – positiv oder negativ. Deswegen sind für mich auch Einschätzungen von prägenden Persönlichkeiten wie die von Thierry Neuville so wichtig.
Die Zuschauer-Statistiken betreffend die Rallye-WM zwischen 2003 und 2019 mögen nach Außen hin ein strahlender Lorbeer sein. Aber wenn das in der kommerziellen Endwirkung ein so großer Erfolg sein soll, warum sind dann nur drei Werke in der höchsten Klasse vertreten? Für mich ist das ein sehr oberflächliches, wenig profundes Siegessignal, auf das vor Allem die wirkliche Basis des Sports wenig bauen kann.
Wie gesagt: Klar bin ich nicht verpflichtet, mir etwas zu geben, was mir nicht gefällt. Aber warum soll ich nicht Gedanken darüber äußern können und auch dürfen wollen, wie man verloren gegangene Werte, die der Sport einmal sehr glaubwürdig und eindrucksvoll vermittelt hat (in viel größerem Umfang jedenfalls als jetzt), wieder zurückholen kann? Oder sogar noch besser als früher? Anstatt in Kauf zu nehmen, daß womöglich noch mehr an prägenden Positiv-Faktoren wegfällt. Es kann doch nur etwas Gutes bringen, das eigentlich Entscheidende, was dem Sport seine Strahlkraft gibt, zu vergrößern und nicht zu verkleinern. Nicht nur einen gesteigerten Fun-Faktor, nein: Viel mehr. Wenn die WM-Ausrichter daran kein Interesse haben, dann vielleicht eine alternative Organisation. Schaden kann es auf jeden Fall nicht, daß man einen Plan im Talon hat, auf den man bei günstiger Gelegenheit zurückgreifen kann. Das sollte natürlich auf jeden Fall einer sein, der so ausgeklügelt und gründlich durchdacht ist, daß man sagt: Das kann eigentlich gar nicht daneben gehen.
In meinem Plan für ein Rallye-Top-Wettbewerbsprogramm wäre auf jeden Fall Raum für technische Vielfalt eine vordergründige tragende Säule. Wohlgemerkt: Ohne PS-Auswüchse! Aber so, daß zumindest auch Drehkolben-Motoren mitfahren dürfen, wenn sie halbwegs an die Serie angelehnt sind. Oder Sechszylinder-Motoren und Ähnliches. Jetzt dürfte sich ja wahrscheinlich nicht einmal ein Subaru-Boxer um einen Rally1-Job bewerben. Dabei war der einmal aus dem Spitzenfeld nicht wegzudenken.
Und der zweite wichtige Eckpunkt wäre: Rallyes, die imagemäßig ein Elite-Format repräsentieren sollen, sollen das auch in der Streckenlänge tun. 400 WP-Kilometer wären für mich ein Muß, ab 500 wäre es richtig interessant. Aber noch wichtiger: Schotter und Asphalt gemischt! Verhältnis mindestens 20 zu 80 Prozent (oder umgekehrt). Idealerweise 50 – 50.
Jetzt zu den nationalen Bewerben: Da gibt es durchaus einige sehr interessante Bereiche, aber ich will nicht bis Finnland, Estland oder Belgien reisen, um live puren Rallye-Spaß zu erleben. Und die heimischen Sportler in Österreich oder Deutschland haben es auch verdient, daß sie sich selber verwirklichen können, in einem passenden Umfeld. Parallel dazu wird sich auch die Aufmerksamkeit bei den Zusehenden erhöhen, und das bringt dann auch wieder einen Rückenwind in den verschiedensten Formen. Mit mehr Menschen, die auf den Sport schauen, steigt auch die Möglichkeit, über den Sport erfolgreich Werbung zu machen, und damit der Anreiz, dort (als Sponsor) Geld zu investieren. Das sollte einleuchten. Und es steigt auch der Anreiz, je besser der Sport entwickelt ist und je mehr für einen Aktiven dort zu holen ist, daß mehr Menschen Lust bekommen, sich dort zu engagieren. Sei es als Sportler, sei es als Funktionär/Helfer bei der Veranstaltungs-Organisation, sei es als Mechaniker oder Teammanager…es ergibt immer eine Positiv-Bewegung die andere. In die umgekehrte Richtung halt auch, aber das wollen wir ja eigentlich nicht.
Möglichkeiten, auch den nationalen Sport mit maximalem Leben und bestmöglicher Anziehungskraft für Interessenten in der breiten Bevölkerung zu erfüllen, gibt es auch so einige, die von Nation zu Nation unterschiedlich eifrig und erfolgreich genützt werden. Im Grunde genommen ist es immer die Summe an Eindrücken und als wertvoll empfundenen Elemente, die darüber entscheiden, wie groß der Anklang des Rallyesports in der Bevölkerung ist, und welche Rückkoppelung sich daraus ergibt. Einfach die Gesamt-Qualität des Sports und seine gesamte Wirkung auf die Außenwelt. Jeder Schritt nach vorne, jede Verbesserung, jede Erhöhung des Lust- und Genußfaktors kann da schon etwas bringen.
Vielleicht habe ich Dir damit ein wenig verständlicher gemacht, worin meine inhaltliche und gedankliche Orientierung liegt, was meine Einstellung zum Rallyesport betrifft. Und wo für mich vordergründig die Zielsetzungen liegen sollten. Ich denke schon, daß das nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, und daß da eine Logik dahinter stecken sollte, auf die man aufbauen kann. Ich bin für Fragen jedoch immer offen, und auch für Einwände, wenn sie durchdacht sind. Für Alternativ-Vorschläge sowieso. Natürlich auch für jede Ergänzung, jede tiefergehende Sach-Erschließung, wenn sie eine zusätzliche wertvolle und wichtige Orientierung bietet.
Der Gedanke zählt auch schon sehr viel. Das sollte man nie vergessen.
Den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen ist nicht zielführend. Denn der führt nach Unten.
- PumaTreter
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Re: Rallyesport im Wandel: Gesteigerter Nutzwert - aber für wen?
Moin Andi,
dein Ziel, mindestens einen Menschen zum Nachdenken anzuregen, hast du erreicht. Allerdings in einem anderen Kontext, als erwünscht.
Denn anstatt über den Rallyesport nachzudenken, frage ich mich: Warum schreibt dieser Andi, der Menschen zum Denken anregen möchte, so fürchterlich lange Beiträge? Dein letzter Beitrag: 1.383 Wörter, 9.182 Zeichen, gedruckt 2,5 Din-A 4 Seiten. Ganz sicher ist im geschriebenen Wort weniger mehr in der heutigen Zeit.
Trotzdem danke für die Erklärungen. Jedoch bleiben konkrete Vorschläge für mich im Text verborgen oder sie fehlen. Einen "ausgeklügelten Plan", um ein komplexes Problem zu lösen, gibt es nicht - das ist eine Illusion. Was erfahrungsgemäß hilft, sind stetige kleine Veränderungen von denen, die Wirkung erzielen können auf ein von diesen akzeptiertes gemeinsames Ziel zu. Vielleicht verfolgt Thierry mit dem Gedanken, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und neu zu denken, so etwas ähnliches.
Es ist wie immer: Change - take it or leave it.
Viele Grüße
Achim
dein Ziel, mindestens einen Menschen zum Nachdenken anzuregen, hast du erreicht. Allerdings in einem anderen Kontext, als erwünscht.
Denn anstatt über den Rallyesport nachzudenken, frage ich mich: Warum schreibt dieser Andi, der Menschen zum Denken anregen möchte, so fürchterlich lange Beiträge? Dein letzter Beitrag: 1.383 Wörter, 9.182 Zeichen, gedruckt 2,5 Din-A 4 Seiten. Ganz sicher ist im geschriebenen Wort weniger mehr in der heutigen Zeit.
Trotzdem danke für die Erklärungen. Jedoch bleiben konkrete Vorschläge für mich im Text verborgen oder sie fehlen. Einen "ausgeklügelten Plan", um ein komplexes Problem zu lösen, gibt es nicht - das ist eine Illusion. Was erfahrungsgemäß hilft, sind stetige kleine Veränderungen von denen, die Wirkung erzielen können auf ein von diesen akzeptiertes gemeinsames Ziel zu. Vielleicht verfolgt Thierry mit dem Gedanken, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und neu zu denken, so etwas ähnliches.
Es ist wie immer: Change - take it or leave it.
Viele Grüße
Achim
- Wer schnell sein will, muss richtig bremsen -
Was ist eigentlich Automobilslalom - hier in 3:40 Minuten erklärt...
https://www.youtube.com/watch?v=Re5hdUatsx4
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