Ich sehe da durchaus Möglichkeiten. Und die können verschieden aussehen. Elektro-Fahrzeuge sind derzeit in aller Munde, aber ist ihr Einsatz wirklich so klimaneutral und unbedenklich, daß sie eine ernstzunehmende Alternative darstellen? Macht der verstärkte Umstieg auf E-Autos auch in der Praxis so viel Sinn, wie es vielerorts verkauft wird? Und wie sieht es im Falle eines Unfalles mit Feuer oder Wasser aus? (Gerade bei Rallyes ein bisweilen heikles Thema.)
Persönlich bin ich da eher skeptisch, was diesen Bereich betrifft. Aus meiner Sicht macht es mehr Sinn, die Entwicklung von Verbrennern zu forcieren, die möglichst wenig verbrauchen. Oder, anders gesagt: Die aus einer bestimmten (vorzugsweise eher geringen) Energiemenge ein Maximum an Leistung herausholen. Das wäre für mich ein entscheidender Ansatz. Denn auch wenn es gelingt, Treibstoff aus regenerativen Quellen herzustellen (E-Fuel wäre für mich eine der besten Optionen), macht es Sinn, möglichst wenig Giftstoffe zu erzeugen. Das führt logischerweise über eine möglichst hohe Effizienz der Motoren.
Wie da der Motorsport mit gutem Beispiel voran gehen könnte, da hätte ich schon meine Vorstellungen. Bereits zur Mitte der Achtziger Jahre hat der ehemalige Opel-Motoren-Chefkonstrukteur Prof. Dr. Fritz Indra den Vorschlag gemacht, jedem Formel 1-Auto die gleiche Menge Treibstoff in den Tank zu geben, aber den Motorenbauern bei der Gestaltung ihrer Triebwerke völlig freie Wahl zu lassen. Im Klartext: Egal, wie viele Zylinder, mit oder ohne Turbo, oder auch keine Zylinder (Wankel, Gasturbine,...) - einfach Alles. Unabhängig vom Funktionsprinzip. Die Stoßrichtung soll einfach in die Richtung gehen, daß die Ingenieure ihr ganzes Gehirnschmalz einsetzen, um möglichst effiziente Motoren zu bauen. Aus meiner Sicht nicht nur vernünftig, sondern auch außerordentlich spannend und interessant!

Sind wir ehrlich: Jetzt bauen in der Formel 1 doch Alle das Gleiche, trotzdem ist eine relative Chancengleichheit in der Praxis nach wie vor Utopie. Es gibt zwar jetzt Hybridantrieb und wieder Turbomotoren, die den Kraftstoff besser nützen, und zudem Turbo-Compound, aber Freiräume für wirkliche Kreativität gibt es de facto so gut wie keine. Es ist ja Alles vorgegeben: Der Hubraum, die Zylinder, und weiß nicht was noch Alles. Wer sagt denn, daß nicht ein Fünftakt- oder Sechstaktmotor das Gleiche noch besser könnte, wenn er entsprechend raffiniert gestaltet ist? Nur ein Beispiel. Oder irgendeine andere Neuentwicklung mit entsprechendem Know-how.
Heute könnte man das seinerzeit von Fritz Indra vorgeschlagene Programm noch viel eleganter verwirklichen, mit einem limitierten Treibstoffdurchlaß, damit nicht Einer, der die Führung mit viel Einsatz erkämpft, in der letzten Runde ohne Sprit liegenbleibt. Motorsport ist auch ein Wettbewerb der Konstrukteure. Und er kann sich damit sehr nützlich und nicht nur bei Freaks populär machen. Leider ist dieser Faktor in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr ins Hintertreffen geraten. Spannendere Rennen haben wir trotzdem nach wie vor nicht.
Meine Meinung: Die Königsklasse des Automobilsports wäre das ideale Betätigungsfeld für derartige Praxis-Tests neuartiger Technologien. Und weil dort die meisten Menschen zusehen, gibt es dort auch das meiste Geld, was die Umsetzung raffinierter Konstruktionen zusätzlich erleichtert. Für mich eine naheliegende Kombination.